Full text: Wirtschaftsgeographie und Wirtschaftskunde der außerdeutschen Länder (Bd. 2)

42 II. Teil. Europa. B. Die einzelnen Länder. Frankreich. 
die Landwirtschaft im Wirtschaftsleben Frankreichs einnehmen muß. Sie er- 
nährt über 42 °/0 des Volkes; nur 3572 °/o sind in Industrie und Bergbau, 
9^2 °/o in Handel und Verkehr tätig. 
III. ^rankreicks wirtschaftliche Stellung, 
a. Urproduktion. 
Frankreich ist gartenähnlich angebaut. Der Getreidebau beansprucht den 
größten Teil des Ackerbodens, nämlich 56 °/0. Hauptfrucht ist der Weizen, 
welcher namentlich in der Mitte des Landes gepflanzt wird. Mit dem Ertrag 
desselben behauptet Frankreich in der Welt den dritten Platz. (Vereinigte 
Staaten, Rußland, Frankreich, Britisch-Jndien.) In der Hafererzeugung in 
den feuchten Küstengebieten kommt Frankreich nach Deutschland, während Gerste 
und Roggen zurücktreten. Jedoch kann Frankreich seinen Bedarf an Brot- 
früchten nur mittels Einfuhren aus Algier und Tunesien decken. 
Von großer Wichtigkeit ist der Weinbau. Er ist mit einer durchschnitt- 
lichen Produktion von 45 Millionen Hektolitern im Werte von 900—1000 Millionen 
Francs der bedeutendste der Welt. Frankreich ist das größte Weinexportland 
und beschäftigt etwa 2 Millionen Menschen in der Weingewinnung. Mit Aus- 
nähme der Gebiete der nördlichen Getreidezone wird sie überall betrieben, doch 
lassen sich die Champagne mit der Stadt Reims, Burgund mit Dijon und 
Medoc mit Bordeaux als Hauptweingebiete herausheben. Bordeaux ist auch 
der wichtigste Weinhafen; neben ihm haben Cette und Marseille Bedeutung. 
Außer Wein wird viel Obst gebaut. Von den Früchten der subtropischen Zone 
sind nur Kastanien, Walnüsse und Oliven von größerer Wichtigkeit. Auch die 
Zitronenkultur aus Korsika ist noch nennenswert. Im ganzen aber ist die 
Konkurrenz der übrigen mittelmeerischen Fruchtstätten für eine erfolgreiche Pro- 
duktion von Südfrüchten zu groß. 
Auch Frankreich treibt Blumenzucht (im Süden), Gemüsebau bei den 
großen Städten und Flachsbau in der Nähe des Meeres. Sehr wertvoll ist 
die Zuckerrübenkultur. Ihr Ertrag ist ein Drittel so groß als der Deutsch- 
lands und nimmt in der Welterzeugung den vierten Platz ein. 
Trotz der natürlichen Beschränkung der Wiesen und Weiden ist mit Hilfe 
eines ausgedehnten Anbaues von Futterpflanzen die Viehzucht sehr umfang- 
reich, so daß für die Versorgung des Landes mit Fleisch das Ausland nichl 
mehr gebraucht wird. Die Schafzucht wird mehr zur Fleisch- und Käsegewinnung 
als zur Wollerzeugung betrieben. Hervorragend ist die Geflügelzucht Frank- 
reichs, die stark für den Export arbeitet. In der Seidenproduktion wird 
Frankreich in Europa (allerdings um vieles) von Italien übertroffen. An der 
Welterzeugung nimmt es mit 3,1 °/0 teil. 
In der Kohlengewinnung steht Frankreich mit 4,3 °/o an vierter, in der 
Eisenerzproduktion mit 6,5 °/0 an fünfter, dagegen in der Roheisen- und 
Stahlerzeugung an vierter Stelle. Die Zunahme der französischen Bergbau- 
förderung kann jedoch mit der deutschen in keiner Weise Schritt halten. Sie
	        
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