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Stoffe zu seiner Nahrung, Kleidung und Wohnung liefern und die er deshalb
über viele Theile der Erde verbreitet hat. Europa hält in Flora und Fauna
die Mitte zwischen der Ueberfülle der Tropen und der Armuth der Polarländer.
Vgl. § 16, 8. Eine Menge von Pflanzen und Bäumen anderer Continente
sind in Europa durch Verpflanzung heimisch geworden.
Reich ist Europa besonders an nützlichen Thieren, Hausthieren. § 16, 9.
Von Minern gewinnt Europa am meisten Steinkohlen, Salz (Steinsalz
und Soole), Zinn, Eisen, Kupfer, Bernstein, Marmor; weniger Gold und
Silber. Vgl. § 16, 10.
10. In der nördlich gemüßigten Zone liegen die am vollkommensten
ausgebildeten Länder, wohnen die cultivirtesten Völker. Daher haben sich in
Europa, das, in der Mitte der nordöstlichen Landhalbkugel gelegen, die leichteste
und mannigfaltigste Verbindung mit den übrigen Erdtheilen und einen natür-
lichen Einfluß auf dieselben hat, durch ein mildes, gleichförmiges Klima und
das gänzliche Fehlen von Wüsten und Gebirgsbarrieren die innigere Ver-
bindung der Bewohner, den Austausch der Cultur, die Verbreitung der Be-
völkerung über den ganzen Erdtheil erleichtert, durch Reichthum und Mannig-
faltigkeit der Producte, Durchdringung der oeeanischen und continentalen
Natur und Mannigfaltigkeit der Bodenformen ausgezeichnet ist, — dieHaupt-
culturvölker der Erde, die mächtigsten und die herrschenden entwickelt.
Die Bevölkerung Europas, 398 Mill., gehört fast ausschließlich der kauka-
sischen Race an, die allein über die ganze Erde verbreitet und die bildungs^
fähigste und gebildetste ist. Zu dieser Race gehören in Europa:
1. Die Selten, die zum ersten Mal in der Geschichte als die Gallier
des Brennus (389 v. Chr.) aufgetreten sind, und deren Sprache (die gälische)
sich noch in Irland, Schottland, Wales, der Bretagne erhalten hat.
3. Die Basken, am Westende der Pyrenäen, Reste der Iberer.
3. Die Griechen, die ältesten Bewohner Europas.
4. Die Romanen (in Südeuropa), Nachkommen der Römer (Lateiner);
dazu die Franzosen, Italiener, Spanier, Portugiesen, Wallonen, die Bewohner
der südlichen und westlichen Schweiz, die Walachen in Siebenbürgen und den
umliegenden Lündern. Alle romanischen und celtischen Völker heißen im
deutschen Volksmunde Wälsche (Walen, Walachen).
5. Die Germanen, die zuerst 113 v. Chr. mit den Cimbern und Teu-
tonen in der Geschichte auftreten. Zu ihnen (in Mittel- und Nordwesteuropa):
die Deutschen, Holländer, Scandinavier, Engländer, Schweizer,
Dänen, Isländer.
6. Die Slaven, die viel später auftreten, wohnen in Ostdeutschland
und in ganz Osteuropa; es gehören dazu die Russen, Polen, Böhmen, Mähren,
Czechen, Galizier, Slovaken, die Bewohner von Nord- und Süd-Ungarn, die
Wenden in der Lausitz, in Jllyrien und Steiermark. Die Sprachen aller der
vorgenannten Völker zeigen eine deutliche Verwandtschast mit der indischen,
wodurch ihre Herkunft aus Asien, der Wiege der Völker, erwiesen ist. Man
spricht daher von einem ind o-germanischen oder indo-europäischen Sprach-
stamm, dem alle diese Völker (mit Ausnahme der Basken) angehören.
Nebenvölker sind: 1. Die Finnen, dazu die Magyaren in der Mitte
Ungarns und in Siebenbürgen, Lappen, Finnen, Esthen, Samojeden. 3. Die