fullscreen: Lesebuch für das zweite Schuljahr

3. Ist unser Tagewerk vollbracht, 
dann ziehn wir in die Bäume; 
wir ruhen still und sanft die Nacht 
und haben süße Träume. 
Und weckt uns früh der Sonnenschein, 
dann schwingen wir's Gefieder; 
wir fliegen in die Welt hinein 
und singen unsre Lieder. 
Hoffmann v. Fallersleben. 
52. Das Vogelnest. 
Franz fand im Garten in einer Hecke ein Vogelnest. 
Jubelnd lief er zum Vater, holte diesen in den Garten und 
zeigte ihm seinen Fund. „Sieh nur,“ rief der glückliche 
Knabe, „sieh nur das zarte, weiche Nestchen von Moos und 
Wolle und darin die vier niedlichen Eier! Ich möchte die 
Eier nehmen und damit spielen. Darf ich wohl, Vater?“ — 
„Nein, lieber Franz,“ antwortete der Vater, „laß nur die 
Eier im Neste liegen! Du erlebst dann noch mehr Freude.“ 
Franz ließ sie liegen, ging aber am andern Morgen 
wieder hin und fand nun sogar fünf Eier. Er erzählte 
dies dem Vater wieder, und dieser sagte: Nun bleibe ein— 
mal vierzehn Tage weg von dem Nestchen, dann aber will 
ich selbst mit dir hingehen! — Das geschah; und wie sehr 
freute sich Franz, als er jetzt mit dem Vater wieder zu dem 
Neste trat und statt der Eier fünf kleine, nackte Vöglein 
erblickte! Die sperrten die Schnäbel auf, als wollten sie 
Futter haben. Vater und Sohn traten jetzt auf die Seite. 
Da kam bald die Mutter der Vöglein und hatte ein Würm— 
chen im Schnabel, mit dem sie die Kinderchen fütterte. 
„Siehst du,“ sagte der Vater, „hättest du damals die Eier 
ausgenommen, so würdest du jetzt diese Freude nicht haben.“ 
Täglich ging nun Franz nach seinem Neste, bis die 
Vögelchen größer wurden und endlich fortflogen. Im andern 
Jahre aber kamen die Alten wieder und bauten ihr Nest 
in dieselbe Hecke. Kellner. 
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