Anhang.
a) Kulturöitder.
1 Blattgoldind nstrie.
Ein bedeutender Industriezweig in Mittelsraukeu (Schwabach,
Fürth, Nürnberg) ist die Blattgoldschlägerei. Der Goldschläger bezieht
das reine Gold in Stangen oder gewalztem Gold, das Kilo zu zirka
2809 Ji. Dasselbe wird von ihm in Tiegeln aus hessischer Tonerde
geschmolzen und zur Erreichung der gewünschten Farbe (orange,
rot, grün oder zitron) mit mehr oder weniger Kupfer oder Silber-
legiert. Nach dem Erkalten wird diese Legierung geschmiedet,
zu Bändern gewalzt, geglüht und in quadratsörmige Stücke vou
3 cm Seitenlänge geschnitten. In dieser Form wird das Metall
zwischen Pergamentblättchen gelegt, etwa 400 Blatt auseiuander
und mit einem Hammer von 20—24 Pfnnd Gewicht geschlagen
(„gequetscht"). Siud die einzelnen Blättchen viermal so groß ge-
schlagen, als sie eingelegt wurden, was etwa 40—50 Minuten Zeit
erfordert, so werden sie herausgenommen, in vier Teile ge-
schnitten und nun iu die sog. Forme» „eingelegt". Eine solche
„Form" besteht ans 12 — 1400 Häutchen, die ans einem Ochsendarm
hergestellt werden. Zwischen je 2 Häutchen kommt ein Goldblättchen,
worauf die „Form" so lange geschlagen wird, bis die Blättchen wiederum
das Vierfache ihrer vorherigen Ausdehnung erreicht haben. Der ganze
Vorgang (die Goldblättcheu heransnehmeu, in vier Teile schneiden,
einlegen und wieder schlagen) wird so oft wiederholt, bis die Gold-
blättchen fo dünn geworden find, daß sie sich zum Vergolden eignen.
Um sich eiue Vorstellung machen zn können, wie dünn das Gold ge-
schlagen wird, sei folgendes erwähnt: Ans einem Stückchen Gold
von der Größe eines Zehnmarkstückes werden . 300 Goldblättchen
ä 7225 qmm geschlagen, d i. eiue Goldfläche vou über 2 qm. Ist
das Gold düun, d. i. fertig gefchlagen, so kommt es in die Hände
der „Einlegerinnen", welche die Goldblättchen beschneiden und zum
Versand iu Büchleiu (ä 25 Blatt) aus Goldseidenpapier einlegeu.
Das fertige Blattgold wird von Malern, Vergoldern und Buchbinder»
zu verschiedenen Zwecken verwendet, z. B. zum Vergolden mancher
Kirchengeräte, zur Anfertigung vou Inschriften auf Grabsteinen, von
Firmenaufschriften, Etiketten k. (NB.! Znm „Vergolden" von Nüsfen
für den Weihnachtsbaum wird nicht echtes Gold, sondern „Metall"
^Messinglegiernng^ verwendet.)