Full text: Donaugebiet und Rheinpfalz (Teil 2)

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kleinen Fenstern. Was könnte uns dieses alles erzählen! Einen der 
Gefangenen werden wir kennen lernen. — Am Ende des Örtchens Trans- 
nitz besuchen wir ein kleines Kirchlein. „Versöhnungskapelle" 
wird es genannt. Woher wohl dieser Name? In dem schmuck¬ 
losen Gotteshaus fällt uns besonders ein großes Gemälde aus, das unser 
Prinzregent Luitpold dem Kirchlein zum Geschenk gemacht hat. Das 
Bild zeigt uns einen Altar. An demselben steht ein Geistlicher, vor 
diesem zwei Ritter, die sich die Hand reichen und das hl. Abendmahl 
empfangen. Sie haben sich eben mit einander versöhnt. Was muß 
also zwischen ihnen bestanden haben? Streit. — Was werdet Ihr nun 
jetzt von mir erfahren wollen? Wer die zwei Männer sind und warum 
sie in Streit kamen. — Das will ich Euch erzählen! Doch zuerst wollen 
wir uns einprägen, was wir bis jetzt alles gesehen haben. 
Zusammenfassung: Lage der Transnitz. Bei dem Orte 
Transnitz an der Pfreimt erhebt sich die alte Burg Trausnitz. 
In der Nähe von Trausnitz liegt die Versöhnungskapelle. 
b. Der eine der beiden Männer hieß Friedrich der Schöne 
von Oster reich, der andere Ludwig der Bayer. Beide waren in 
ihrer Jugend die besten Freunde. Da starb der deutsche Kaiser. Eiu 
Teil der Fürsten wählte Friedrich, der andere Ludwig. Keiner wollte 
zurücktreten, und so kam es zum Streit um die Kaiserkrone. In der 
Schlacht bei Mühldorf und Ampfing (Zeigen!) wurde Friedrich ge- 
fangen genommen und darnach auf die Burg Trausnitz abgeführt. „Als 
das eiserne Thor des Schlosses sich knarrend öffnete, uud Friedrich hinein- 
fuhr, sprach er: „Ja wohl, Trausnitz (trau es nicht!) — Ich würde 
nicht hier sein, wenn ich meinen Kräften nicht allzusehr getraut hätte." 
Nun schmachtete der schöne Friedrich oben in dem Kämmerlein des 
Burgturmes. 
Zusammenfassung: Wie Friedrich als Gefangener auf 
die Burg Trausnitz kam. 
Drei Jahre traurigster Kerkerhaft waren hingegangen*). Da öffnet 
sich die Gefängnisthüre, und hereinkommt Friedrichs Gegner, Kaiser Lud- 
wig der Bayer. Mit Freundlichkeit und Milde in seinem Antlitz tritt 
er hin zu Friedrich und verkündet diesem die Freiheit. Wie Osterglocken 
tönte dem Gefangenen dies Wort. Warum aber wollte Ludwig feinen 
Gegner entlassen? Noch immer wütete draußeu im Lande der Krieg. 
Friedrichs Bruder wollte nicht eher ruhen, bis er Ludwig bezwungen 
hätte. Schwer seufzte das Land. Nun sollte Friedrich seinen Bruder 
zum Frieden bestimmen, und daher ward er in Freiheit gesetzt. Doch 
versprach Friedrich, wieder in die Gefangenschaft zurückzukehren, 'falls 
er seinen Bruder uicht zum Frieden bewegen könne. Die versöhnten 
*) Nach Grubc.
	        
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