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Das Deutsche Reich.
den rauhen ^l.-0.-Winden liegt das Land ganz offen da. Im allgemeinen
kann man beobachten, daß im ostdeutschen Tieflande das Klima in den
westlichen und südlichen Gegenden milder ist, als im N. und 0.
IH. Die Bewohner, a) Abstammun g. Das ostdeutsche Tief-
land war ehedem von sl avischen Völkern bewohnt, ist aber jetzt mit
Ausnahme einzelner Striche im Osten völlig germanisiert. Die deutschen
Stämme des Ostens sind Niederdeutsche. Sie zeichueteu sich von
jeher durch markiges, arbeitsames, vaterlandsliebendes Wesen aus. —
Slavische Volksreste sind die Wenden im Spreewalde, die Kassnben
im nordöstlichen Hinterpommern und im nördlichen Westpreußen, die
Masuren in Ostpreußen und die Poleu in Westpreußen, Posen nnd
Oberschlesien. Die Littauer im nordöstlichen Teile Ostpreußens gehören
zur lettischen Völkerfamilie.
b) Religion. Die herrschende Konfession ist die evangelische.
Katholisch sind die Bewohner in Oberschlesien, im ostpreußischen Erm-
lande, sowie zur Halste iu Westpreußen und überwiegend in Posen.
Jüdische Bevölkerung ist zahlreich im Posenschen anzutreffen.
c) Nahrungsquellen. Der hauptsächlichste Erwerbszweig ist
die Landwirtschaft. Jnbezug auf die Viehzucyt ist besonders die
Pferdezucht in Ostpreußen (Trakehnen), Holstein und Mecklenburg nnd die
Schafzucht in Pommern hervorzuheben. — Die Industrie ist infolge
der Armut des Landes an mineralischen Bodenschätzen wenig entwickelt. —
Der Handel knüpft sich an die Küstenplätze und großen Binnenstädte.
d) Die Bevölkerungsdichtigkeit ist der wettig günstigen
Fruchtbarkeitsverhältnisse wegen ziemlich gering. Einzelne Striche leiden
zu dem unter einer starken Answandernng. So weisen Posen nnd
Westpreußen von allen deutschen Ländern die größte Zahl von Aus-
Wanderern aus.
3. Aas westdeutsche Tiefland.
Es ist im wesentlichen das Hinterland der Nordsee.
I. Bodenform nnd Bodenbeschaffenheit lassen drei natürliche
Gebiete unterscheiden: 1. Das Küstenland der Nordsee, 2. Das
Gebiet zwischen der untern Elbe und der holländischen
Grenze, 3. die Tieflandbuchten von Münster und Köln.
1. Oas Küstenland der Nordsee. Die Nordseeküste ist sehr stach
und von der Gewalt der Meereswogen sehr zerstückelt. In bedenkenden
Meerbusen dringt die See ins Land und hat die Mündungen der Flüsse
zu weiten Trichtermündungen ansgebnchtet. Die bedeutendsten Meer-
bnsen siud der Dollart, Iah de-, Weser- und Elbebusen.
Die Inselkette westlich der Elbmündung bezeichnet man unter dem Namen
„ostfriesische Insel n"; die Inseln nördlich der Elbmündung
heißen „n o r d s r i e s i s ch e Insel n". Als Nordseebäder berühmt sind
besonders Norderney, ^ ylt und das am weitesten ins Meer vor-
geschobene Helgoland. — D i e Nordsee hat starke Ebbe
und Flu t.
D i e Insel Helgoland (0,55 qkm) hat die Gestast Lines Dreiecks,
dessen größte Seite etwa IV2 km lang ist. (j. Bild^ 7) Sie ^besteht ans
einem steil aus der See hervorragenden braunroten Sandstein-Fellen, dem