Anhang.
Übersicht der Geschichte der wichtigsten
aufserdeutschen Kulturländer.
Von der II. Periode an.
A. Frankreich.
Frankreich errang seine völlige politische Einheit erst gegen Ende
des Mittelalters nach langen heftigen Kämpfen der Krone mit den
Vasallen. Auch eine einheitliche Nationalität bildete sich erst in der
Mitte der zweiten Periode. Mannigfaltige Yolkselemente im Lande:
Kelten (in der Bretagne), Iberer (Basken), Germanen (Goten, Franken,
Burgunder). Doch war der Grundstamm die romanisierte keltische
Bevölkerung: römische Sprache, römisches Recht überall vorherrschend;
im Norden mehr germanische Elemente als im Süden, an der mittleren
Seine (Francien, Paris) beide, romanische und germanische, am innigsten
verbunden und durchdrungen. Dazu treten die gleichfalls germanischen
Normannen, deren eigenmächtige Ansiedlungen an der unteren Seine
911 (ihr Führer Rollo, nach der Taufe Robert) anerkannt werden: ihre 911
Bekehrung und baldige Romanisierung; — die Normandie.
Grofse Schwäche zeigte das westfränkische Reich unter Karls d. Gr.
Nachfolgern. Aus der Anarchie am Ausgang des 9. Jahrhunderts er¬
hob sich in engster Verbindung mit der Kirche das ursprünglich
deutsche Geschlecht der Capetinger, das schon vor seiner dauernden
Thronbesteigung dem Reiche wiederholt Könige giebt. Der Stamm¬
vater in Frankreich ist Robert der Tapfere, Markgraf von Anjou (seit 861).
Nach dem Tode des kinderlosen Karolingers Ludwig V. (Faineant) 987 987
wird Hugo Capet, Herzog von Francien, Graf von Paris und Orleans
(Urenkel des Stammvaters Robert), König, mit Übergehung des vom
deutschen Reiche abhängigen karolingischen Zweiges in Niederlothringen.
Durch den Thronwechsel tritt auch eine schärfere Scheidung Frank¬
reichs von Deutschland zu Tage. Unter den Capetingern (von 987—1328)
dieser Periode ist keiner hervorragend. Kämpfe des ritterlichen firau-