III. Die Entwicklung der Kulturnationen. 65
sich 1035 wieder frei, fiel dann 1380 wieder durch Erbschaft an
Olaf V. von Dänemark und 1387 an dessen Mutter Margarete,
die durch die kalmarische Union auch Schweden unter ihrem Szepter
vereinigte (1397). (Die Vereinigung Norwegens mit Dänemark
dauerte bis 1814.)
Hier in Schweden hatte Mitte des 13. Jahrh, das
Königshaus der Folkunger die verschiedenen Landschaften zu einem
Reich vereinigt, das, wie gesagt, 1397 mit Dänemark und Norwegen
vereinigt wurde. 1448 trennte sich Schweden von der Union und
erhob Karl Knudson auf den Thron, den dieser mit kurzer Unter¬
brechung bis zu seinem Tode (1470) behauptete. Nach der Reichs¬
verweserschaft der beiden Sten Sture und dazwischen des Svante
Nilsson wurde Christian II. von Dänemark wieder (1520) als König
von Schweden anerkannt. Dieser rief durch die grausame Be¬
seitigung seiner Gegner in Schweden eine Volkserhebung unter
Gustav Wasa, das sogenannte Stockholmer Blutbad, hervor, das
dessen Erhebung zum König (1523) zur Folge hatte. Die kal¬
marische Union wurde dadurch für immer aufgehoben.
Auch in Rußland sehen wir die Normannen auftreten. Sie
waren von dem aus Slaven und Finnen bestehenden Volksstamm
der Nus, der an den östlichen Küstengebieten der Ostsee wohnte,
862 ins Land gerufen worden, ergriffen nun von einem südlich
des finnischen Meerbusens gelegenen Landstreifen Besitz und breiteten
sich von Nowgorod aus, wo Rurik, ihr Führer, 864 seinen Sitz
aufschlug, über den Süden des heutigen Rußlands aus. Das
Geschlecht Ruriks, dessen Herkunft sich bald vollständig verlor, regierte
bis zum 16. Jahrh., wo es mit Feodor I. Iwanowitsch (1598)
erlosch.
Mitte des 13. Jahrh, fiel ein großer Teil des südlichen Ru߬
lands in die Hände der unter ihrem Dschingiskhan (Häuptling)
einbrechenden Mongolen. Im folgenden Jahrhundert bemächtigten
sich die Litauer des ganzen westlichen Rußland. Unter Iwan III.
(1462—1505) begann eine neue Machtentfaltung des Reichs, das
sich nun in den folgenden Jahren mehr und mehr nach Süden
und Westen hin ausdehnte.
Unter Iwan IV. (dem Schrecklichen, 1533—84) begann die Er¬
oberung Sibiriens und die Unterwerfung der Kosakenstämme, die
in den Ebenen des Don und Dnjepr unter Häuptlingen ein freies
Reiterleben führten.
Polen, eines der bedeutenderen Slavenreiche, das um das
9. Jahrh, durch Eroberung eines polnischen Stammes entstanden
war, war bis zur Zeit Friedrichs II. deutsches Lehen, doch war
der Zusammenhang mit dem Reich ein sehr loser. Durch Erb-
Engelhardt, Welt- u. Staatskunde. 2. Aufl. 5