Full text: Die Lande Braunschweig und Hannover

170 Die Zeiten der Reformation. 
aber keinen Schritt zur gewaltthätigen Einführung des katholischen 
Glaubens gethan. Nur einige Herren vom Hose folgten ihrem 
Beispiele gern. 
Ueberblicken wir die heutige Vertheilung der christlichen Kon- 
fessionen, so läßt sich nicht verkennen, daß die politischen Verhält- 
nisse einen großen Einfluß darauf gehabt haben. In den alt-Wel- 
fischen Herzogthümern Calenberg, Lüneburg, Braunschweig, Göt- 
tingen, Grubenhagen herrscht das lutherische Bekenntniß vor. Im 
Grubenhagenschen ist das Elchsfeld, welches früher Mainzisch war, 
katholisch; einige Gemeinden in der Umgegend von Göttingen, früher 
zu Hessen gehörend, sind reformirt, stehen aber unter dem lutheri- 
fchen Konsistorium in Hannover, und die reformirten Gemeinden in 
Münden, Göttingen, Braunschweig, Hannover, Celle sind am Ende 
des 17. und im Anfange des vorigen Jahrhunderts durch Emigranten 
gebildet, welche bei uns gastliche Aufnahme fanden, und denen das 
wichtige Recht gelassen ist, ihre Angelegenheiten ohne Konsistorial- 
aufsicht selbständig zu verwalten. Die Grafschaften Hoya und Diep- 
holz sind aus der Zeit ihrer früheren Fürsten her lutherisch. In den 
Herzogthümern Bremen und Verden ist das Lutherthum, anfangs 
gegen den Willen der Bischöfe, namentlich des sittenlosen Bischofs 
Georg von Braunschweig, durch Uebereinstimmung des Volkes und 
der Stände im Lande eingeführt, und hat dann in der darauf sol- 
genden Schwedischen Herrschaft eine starke Stütze gesunden; einige 
reformirte Dörfer, welche aber gleichwohl unter dem lutherischen Kon- 
sistorium in Stade stehen, waren lange Zeit im Besitze der Stadt 
Bremen und verdanken diesem Umstände ihr Bekenntnis, denn diese 
Stadt wandte sich früh, durch Niederländischen Einfluß bestimmt, der 
reformirten Lehre zu. Das Fürstenthum Hildesheim ist zwischen 
Lutheranern und Katholiken getheilt, und zwar so, daß die ersteren in 
der Mehrzahl sind. Als nämlich im Jahre 1527 in Folge der s. g. 
Stiftsfehde, deren Geschichte hier nicht weiter erzählt werden kann, 
die Bischöfe von Hildesheim sich gezwungen sahen, den größten Theil 
ihres Landes an die Herzöge von Braunschweig und Calenberg ab- 
zutreten, so wurden diese Landestheile lutherisch, und obwohl die 
Welsen durch die Ereignisse des dreißigjährigen Krieges gezwungen 
wurden, den größten Theil dieser Eroberung wieder zurückzugeben, so 
blieb doch das von den Herzögen eingeführte lutherische Bekenntniß 
unangetastet. Die Stadt Hildesheim, von den Bischöfen fast ganz 
unabhängig, hatte dem Beispiele der Nachbarstädte folgend mit großer 
Einigkeit sich der neuen Lehre zugewandt, nur die bischhöfliche Neu- 
stadt und der Dom mit seiner Umgebung blieben katholisch. — Im
	        
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