Das Gebiet der Elbe.
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wärts fließt und dann zwischen Zeven und Bremervörde sich
nordwärts wendet. Das Land Kehdingen hat den fettesten Boden
von allen unseren Marschbezirken, und deshalb tritt hier wegen der
Schwierigkeit des Pflügens der Ackerbau gegen die Viehzucht etwas
Zurück, und seine kahlen weit ausgedehnten Weiden bilden einen großen
Gegensatz gegen die freundlichen Obstwaldungen des Alten Landes.
Der Hauptort des Landes ist Fr ei bürg (1000 Ew.), da wo die
Elbe sich westwärts zum Meere wendet. Der Flecken Neuhaus
(1700 Ew.) an der Mündung der Oste gehört schon nicht mehr zu
Kehdingen.
Jenseit der Mündung der Oste folgt das Land Hadeln, ein
allmählich zugeschlammter und zugedeichter Meerbusen, östlich be-
gränzt durch die Höhen der Wingst (Lamstedt), westlich durch
einen Geestrücken, der bei Ritzebüttel bis an das Meer reicht,
im Süden durch die niedrigen Moore und die Seen der Gegend von
Bederkesa (1300 Ew.). Das Land zerfüllt in zwei Abtheilungen.
Die südliche Hälfte heißt das Sietland (siet = niedrig), die nörd¬
liche das Hochland. Jenes liegt wirklich tiefer als dieses, weil
man hier in früheren Zeiten zu rasch mit Bedeichungen vorgegan-
gen zu sein scheint, ehe das angeschwemmte Land die gehörige Höhe
erlangt hat. Darum war das Sietland früher häufigen Ueber-
schwemmungen ausgesetzt und gab nur geringe Erträge. Jetzt aber
ist dem abgeholfen, indem man durch einen Kanal das aus den
Mooren von Bederkesa zuströmende Wasser um das Land herum
geleitet hat. Das im Lande selbst sich sammelnde Wasser wird durch
die Medem abgeführt, welche bei Otterndorf (1800 Ew.) mündet.
Der eben erwähnte Kanal ist südwärts bis zu der bei Bremer-
Häven mündenden Geeste verlängert, und dadurch eine bequeme
Schiffahrtsverbindung zwischen Elbe und Weser hergestellt. Der
Boden des Landes ist etwas leichter und eignet sich vorzüglich zum
Ackerbau. Daher herrscht hier großer Reichthum. Die Dörfer sind
meistens nicht geschlossen, sondern bestehen aus vereinzelten Höfen,
die aber reichlich von Bäumen umgeben sind, so dast das Ganze
einen sehr freundlichen Eindruck gewährt.
Von den bis jetzt noch nicht genannten Nebenflüssen der Elbe
nennen wir zuerst die Ilmenau, die in der Gegend von Boden-
teich im östlichen Theile der Lüneburger Haide hart an der Landes-
gränze entspringend, bei Uelzen eine Reihe kleinerer, Perlenmuscheln
führender Haidbäche aufnimmt und von da bis Lüneburg ein freund-
liches, fruchtbares Thal durchfließt, welches sie sich selbst aus dem
Körper des Haiderückens ausgespült und ausgegraben hat. Durch die