Full text: Kleine Handelsgeographie

Die Staaten Europas. 69 
3. Königreich Holland. 
33000 qkm, 43/4 Mill. Einw., auf 1 qklQ 140 Einw. 
Die Weltlage Hollands ist gleich der Belgiens eine günstige. 
Bodengestalt. Holland gehört ganz dem germanischen Tieflande an, 
und 2/5 des Landes liegen tiefer als der Meeresspiegel; die Küsten sind 
darum überall durch Dünen oder Deiche geschützt. 
Die Bewässerung ist außerordentlich reichhaltig; Rhein, Maas und 
Schelde münden hier in zahlreicheil Armen. Ein großartiges Kanalsystem, 
das bedeutendste der Erde, verbreitet sich über das ganze Land und berührt 
fast jeden Ort. 1876 wurde der „Niederländische Nordseekanal", eines der 
größten Wasserwerke der Gegenwart, vollendet, durch welcheu Amsterdam 
direkt mit dem Meere verbunden wird. 
Das Klima ist mild und feucht, ein ausgeprägtes Seeklima mit reichen 
Niederschlägen. 
Die Bevölkerung ist der Abstammung nach germanisch; hinsichtlich der 
Konfession ist der Protestantismus vorwiegend. „Die scheinbar phlegmatischen, 
in vieleu Beziehungen kleinlichen, bis zur Pedanterie reinlichen Holländer 
sind zugleich kühne, zähe und ausdauernde Thatmenschen." 
Die ausgedehnte Lage am Meere und die vorzüglichen Weideländereien, 
die 42 °/0 der Bodenfläche umfassen, weisen das thatkrästige Volk auf See- 
Handel und Viehzucht als die wichtigsten Nahrungsquellen hin. 
Der Ackerbau ist von untergeordneter Bedeutung. Der Getreideanbau 
deckt den Bedarf des Landes nicht entfernt. Berühmt ist Holland durch die 
Zucht vou Blumen und Zierpflanzen. 
Die Viehzucht, namentlich die Rind Viehzucht*) und Schafzucht, ist 
hochberühmt. Von Wichtigkeit ist auch die Seefischerei, besonders der 
Herings- und Kabeljaufang. 
An mineralischen Erzengnissen ist das Land arm. Tors gewinnt man 
in großen Mengen aus deu Mooren. 
Die Industrie ist nur in den Zweigen hervorragend, welche im Dienste 
des Handels stehen: Schiffsbau, Segeltuch- und Taufabrikation, Maschinenbau. 
Von Bedeutung sind ferner die Leiuen- und Baumwollenindustrie, sowie die 
Thonwaren-, Zucker-, Brauntwein- und Cigarrenfabrikatiou. Berühmt ist die 
Diamautschleiferei in Amsterdam. 
Der Handel, begünstigt durch Lage, Wasserwege, Eisenbahnen und Kolo- 
nialbesitz, bildet noch immer „die Hanptgrundlage des holländischen National- 
reichtums", obwohl er gegen früher sehr zurückgegangen ist. Zur Aus- 
fuhr gelangen Schlachtvieh, Butter, Käse, Fische, Branntwein, 
^ ulpenzwiebeln als Landesprodnkte, ferner Kaffee, Zucker, Reis und 
-^ndigo als die Produkte der Kolonien. Eingeführt werden: Kolonial- 
waren, Steinkohle, Metalle, Getreide, Jndustrieartikel. 
(4 i ho lländischen Rinder stehen in der Milchproduktion obenan (im Durch- 
Immtt 30 JO 1 pro Kuh und Jahr). Der schwerste Schlag ist der Amsterdamer.
	        
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