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wässerten Sümpfe, dämmten Flüsse ein, gründeten Dörfer und Städte
und förderten den Gewerbfleiß. Aber auch christianisirt hat Albrecht
die Mark Brandenburg, indem er Kirchen und Klöster baute und durch
Mönche und Geistliche das Volk unterweisen und taufen ließ. Von einem
Kreuzzuge brachte er Templer und Johanniter mit nach Branden-
bürg, die das Land gegen feindliche Nachbarn vertheidigen und christliche
Sitten verbreiten halsen. So wurde das heidnische Wendenland nach
und nach ein deutsches, christlich es und kultivirtes Land.
4. Otto mit dem Pfeile f 1308. Unter den wackern Nach-
folgern Albrechts hat sich Otto IV. einen Namen gemacht. Die Mag-
deburger Domherren wählten seinen Bruder Erich nicht zum Erzbischof,
deshalb überzog er sie mit Krieg. Als er den Magdeburger Dom in
der Ferne auftauchen sah, rief er übermüthig: „Dort werden wir mor-
gen unsere Rosse füttern l" Der Erzbischof aber begeisterte durch seine
tapfere Rede das Volk derart, dass es Otto schlug und gefangen nahm.
Er wurde in einen engen Käfig von eichenen Bohlen gesperrt und wie
ein wildes Thier zur Schau ausgestellt. Seiner treuen Gattin Hedwig
gelang es nach vieler Mühe, ihren Gemahl gegen das Versprechen eines
Lösegeldes zu befreien. Der treue Diener Johann von Buch schaffte das
Geld herbei. Er führte den Markgrafen zu einer eisernen Truhe in
der Kirche zu Anger münde und zeigte ihm einen reichen Schatz, den
des Markgrafen Vater hier für den Fall der höchsten Roth niedergelegt
hatte. Mit dieser Summe und einer besondern Landsteuer bezahlte
Otto das Lösegeld von 4000 Mk. Silbers. „Bin ich nun frei?" fragte
er die Magdeburger. Als man es bejahte, rief er stolz aus: „So wis-
set, dass ihr keinen Markgrafen von Brandenburg zu schätzen vermöget!
Wenn ihr so viel Gold und Silber gefordert hättet, dass ich mit erho-
bener Lanze, auf meinem Streithengst sitzend, davon bedeckt worden
wäre, so hättet ihr mich recht geschätzt!" Damit sprengte er von hinnen
und fing den Kampf von neuem an, doch nicht glücklicher. Bei der Be-
lagernng von Stasssurth fuhr ihm ein Pfeil mit Widerhaken in die
Stirn, dessen Spitze ein ganzes Jahr darin blieb; daher rührt sein Bei-
name. Erst nach 5 Iahren wählten die Domherren E ri ch zum Erzbischof.
d. Sein Neffe Waldemar vereinigte alle guten Eigenschaften
der Askanier in seinem Charakter und alle ihre Länder unter seinem
Zepter. Er war ein gewaltiger Kriegssürst, der den Fuß selten aus
dem Steigbügel setzte und das Schwert selten aus der Hand legte. Doch
vergaß er dabei die Sorge für die innere Wohlfahrt des Landes nicht.
Alle seine Feinde schlössen ein furchtbares Bündnis gegen ihn, um ihn
durch Übermacht zu erdrücken. Wenn er sie auch nicht zu besiegen ver¬
mochte, so mussten sie ihm doch im Frieden von Templinsein
Gebiet ungeschmälert lassen. Leider starb er schon in seinem 28. Jahre.
Ein Jahr nach ihm sank der letzte askanische Spross in das Grab. Inder
Mark folgten auf die guten, gedeihlichen Zeiten nun recht böse und traurige.