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Die Viehzucht wird durch ausgezeichnete Wiesen be¬
günstigt. Hochentwickelt ist namentlich die Rindvieh-
und Schafzucht. Bedeutend ist die Beteiligung der
Holländer an der Seefischerei, besonders am Herings- und
Kabeljaufang.
Bei der Armut des Landes an mineralischen Erzeug¬
nissen ist der Bergbau ganz unbedeutend. Doch ge¬
winnt man aus den Mooren in grossen Mengen Torf.
Die Industrie ermangelt grösstenteils der notwendigen
Grundbedingungen (Rohprodukte, Kohle und Wasser¬
kräfte fehlen) ; daher sind nur einzelne Zweige entwickelt,
besonders solche, welche zu dem Seewesen in Beziehung
stehen: Schiffsbau, Segeltuch- und Taufabrikation etc.
Von einiger Bedeutimg sind ferner die Leinen- und
Baumwollenindustrie, sowie die Thonwaren-, Zucker-,
Branntwein- und Tabaksfabrikation. Berühmt ist die
Diamantschleiferei in Amsterdam.
Der Handel, die wichtigste Erwerbsquelle der Be¬
völkerung, stützt sich auf den grossen Kolonialbesitz, der
an Bedeutung nur vom englischen übertroffen wird. Er
wird gefördert durch die günstige Weltlage des Landes
an einem der belebtesten Meere und an der Pforte des
zentralen Europas, durch Eisenbahnen und Wasserwege
(Flussarme und Kanäle). Das holländische Kanalsystem,
das bedeutendste der Erde, verbreitet sich über das
ganze Land und berührt fast jeden Ort. Ausgeführt
werden als Landesprodukte : Schlachtvieh, Butter, Käse,
Fische, Branntwein. Tulpenzzviebeln etc., als Kolonial¬
produkte : Kaffee, Reis, Zucker, Indigo, Gewürze etc.
Die wichtigsten Handelsplätze sind : * Amsterdam (durch
den Nordseekanal mit dem Meere verbunden), ^Rotter¬
dam (erster Seehandelsplatz), Groningen, * Haag, Harlem
(Blumenzucht und Blumenhandel), Arnheim, Vlissingen
und Utrecht.
Die wichtigsten Kolonieen sind die Sundainseln (nament¬
lich Java) und die Molukken.