40 Dritter Abschnitt. Das Frankenreich von seiner Gründung durch Chlodwig rc.
drang dieselbe entweihte und beraubte, wer sich an den Dienern Gottes ver¬
griff sollte mit dem Tode bestraft werden. Dieselbe Strafe traf auch den
welcher sich der christlichen Taufe absichtlich entzog, wer nach heidnischer Sitte
dre Leichen verbrannte und sie nicht auf den christlichen Friedhöfen beerdigen
wollte. Hohe Geldstrafen trafen diejenigen, welche den Göttern opferten, den
Sonntag entheiligten oder ihre Kinder nicht zur Taufe brachten. Karl gründete
Mi Sachfenlande acht Bistümer, von denen aus die Sachsen mit christlichen Pre-
dMm ve^rgt wurden. So ist es Karl gelungen, das heidnische S-chsenvolk
zu christlicher Sitte allmählich zu gewöhnen. —
c) Longobardenkrieg. — Sage vom eisernen Karl. —
Noch ein anderes germanisches Volk hatte Karl zu derselben Zeit, als
me Sachsenkriege ihn vielfach beschäftigten, unterworfen; es war das Volk
^ -ongobarden. — Kurze Wiederholung dessen, was die Kinder über dieses
Volk schon im § 7 gelernt haben. —
Karl hatte die Tochter des Longobardenkönigs Desiderius geheiratet, sich
aber nach kiirzer Ehe von derselben geschieden und sie ihrem Vater zurück¬
gesendet. Die Gemahlin seines verstorbenen Bruders Karlmann hatte mit
ihren beiden noch unmündigen Söhnen ebenfalls bei Desiderius Schutz gesucht.
Sie beanspruchte sür ihre Kinder das Erbteil ihres verstorbenen Gemahls,
das Karl der Große auch mit seinem Reich vereinigt hatte. Desiderius wollte
nun den Papst zwingen, daß er die Söhne Karlmann's auch zu fränkischen
Königen krönen sollte; aber diesem war die Freundschaft des mächttgen Franken¬
königs mehr wert, als die des Desiderius; darum floh der Papst zu Karl
und reizte ihn zum Kriege gegen die Longobarden.
-vZM Frühjahr 773 brach Karl zu diesem Kriegszuge auf und zog mit
einem Heer über die Alpen. Desiderius hatte viel Feinde in seinem eigenen Volk,
die ihn haßten und dem Frankenkönig ihre Unterstützung zu teil werden ließen.
Desiderius suchte hinter Pavias festen Mauern Schutz. Hier glaubte
derselbe dem König Karl trotzen zu können. Vor einiger Zeit hatte es sich
ereignet, daß einer seiner vornehmsten Fürsten, Namens Otkar, den Zorn des
Königs Karl^ erregt und deshalb zu Desiderius seine Zuflucht genommen
hatte. Da sie nun von der Ankunft des Frankenheeres hörten, stiegen sie
beide auf einen hohen Turm, von wo sie die Ankommenden weit und breit
erblicken konnten. Als der Troß sich zeigte, sprach Desiderius zu Otkar: „Ist
Karl etwa in dem großen Heere?" Aber er antwortete: „Noch nicht." Als
aber jener das Volksheer sah, das ans dem ganzen Frankenreich gesammelt
war, da sprach er mit Zuversicht: „Gewiß zieht Karl mit diesen Truppen!"
Aber Otkar erwiderte: „Auch jetzt noch nicht." Da stammelte der erschrockene
Longobardenkönig: „Laßt uns hinabsteigen und uns unter der Erde verbergen
vor dem Zorn eines so furchtbaren Feindes." Da sprach Otkar: „Wenn du
siehst, daß auf den Gefilden ein eisernes Saatfeld starrt, dann ist Aussicht,
daß Karl kommt." Er hatte noch nicht ausgesprochen, als es sich im Westen
zeigte wie eine finstere Wolke, die den hellsten Tag in furchtbare Schatten
hüllt. Bald fah man ihn auch selbst, den eisernen Karl, behelmt mit eisernem
Helm, die Arme mit eisernen Schienen bedeckt, die eiserne Brust und die
breiten Schultern geschützt durch einen eisernen Harnisch. Die Linke trug die