Full text: Abriß der Weltwirtschaftskunde

II. Die Bereinigten Staaten von Nordamerika. 119 
Seine bestgegliederte Küste ist die am Atlantischen Ozean, also gerade an 
der Seite, die dem wirtschaftlich hochstehenden Westeuropa zugekehrt ist. Daher 
finden wir auch hier die dichteste Besiedelung und die größten Städte. 
Um Bodenerzeugnisse aller Art ernten zu können, fehlen den Vereinigten 
Staaten nur tropische Besitzungen, und deswegen ist ihr Bestreben 
verständlich, sich tropische Kolonien zu schaffen oder nach Süden vorzudringen, 
um, wenn möglich, ganz Süd- und Mittelamerika unter ihre Herrschaft zu 
bringen. Die Erwerbung von Kuba (wenn auch offiziell nur als Protektorat, ■ 
d. h. Schutzgebiet), der Philippinen und Hawai in der Südsee sind bereits die 
ersten Erfolge in dieser Beziehung. 
Die Westküste des Staates wird an Bedeutung gewinnen, wenn der 
Panamakanal (vgl. S. 22) beendet ist und einen Seeverkehr zwischen den 
Häfen der Ost- und Westgestade auf diesem abgekürzten Wege ermöglicht. 
b) Der Boden und seine Erzeugnisse. Infolge der eben gekennzeichneten 
Lage find die Vereinigten Staaten imstande, nicht allein Roggen, Gerste und 
Hafer, fondern auch Weizen, Mais und Reis zu erzeugen, wozu als weitere 
wichtige Produkte des Ackerbaues Tabak und vor allem Baumwolle kommen. 
Der Wert der Gesamternte außer Baumwolle (hierüber vgl. S. 44) belief sich 
1912 auf Jio 17 Milliarden gegenüber etwa Jis 7 Milliarden in Deutschland. . 
Rechnen wir noch etwa M 6 Milliarden für Baumwolle hinzu, so bringt der j 
Bodenbau den Amerikanern einen jährlichen Ertrag von etwa M 23 Milliarden. 
Dazu kommen noch die reichen Erträge von Zucker und Tabak auf Kuba, 
die zunehmende Zuckererzeugung im Lande selbst, sowie die immer noch sehr 
bedeutenden Erträge der Wälder und die Riesensummen, die die Viehzucht 
(vgl. S. 82 und 92) jährlich abwirft. Bedenken wir weiter, daß noch große 
Landstrecken, die sich vorzüglich zum Ackerbau eignen würden, unbenutzt liegen, 
so verstehen wir, daß die Vereinigten Staaten einer der bedeutendsten Ackerbau- i! 
staaten der Welt sind, es in noch größerem Umfange zu werden vermögen und <1 
daß ihre Erzeugnisse nicht allein vollkommen den inländischen Bedars decken, 
sondern noch eine erhebliche Ausfuhr des Überschusses gestatten. 
Aber nicht allein in dieser Beziehung übertrifft uns das in Frage stehende 
Land; noch größer ist sein Übergewicht bezüglich der vorhandenen Boden- 
schätze. Wir sahen bereits, daß es in der Erzeugung von Kohle, Eisen, Kupfer, 
Zink und Blei in der Welt weitaus die erste Stelle einnimmt, daß es in der 
Golderzeugung nur von Südafrika, in der Silbergewinnung nur von Mexiko 
übertroffen wird, und daß es von Metallen und Kohle zusammengenommen ein 
reichliches Drittel der gesamten Weltproduktion liefert. Rechnen wir hierzu I 
noch, daß auch der größte Teil des in den Handel kommenden Erdöls aus den j 
Vereinigten Staaten stammt, so ist es beinahe selbstverständlich, daß dieses 
Land auch in den an die genannten Bodenschätze anknüpfenden Industrien i 
besonders in der Eisenindustrie — den ersten Platz in der Welt einnehmen / 
muß. Den Mittelpunkt der Eisenindustrie bildet Pittsburg. ' 
Erwähnenswert ist, daß der Metallgehalt der Eisenerze in den Hauptabbaugebieten 
im letzten Jahrzehnt erheblich gesunken ist, so in dem Gebiet der Binnenseen von 56,4 °/o 
auf 53,5%, im Messabi-Distrikt (vgl. S. 981 sogar von 56 o/o auf 51,2°/°. Da gleich¬
	        
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