Full text: Abriß der Weltwirtschaftskunde

134 Unsere wichtigsten Verkehrsländer. 
nisse der chemischen Industrie. Die erschwerenden Bestimmungen für den Grenz- 
Übergang der Waren nach Rußland stehen der Verkehrsentwicklung noch immer 
hinderlich im Wege. 
Trotz der sich mehrenden Eisenbahnen hat die Bedeutung der Messen zu 
Nischnij-Nowgorod nicht nachgelassen, und der Umsatz in Pelzwaren, Häuten und 
Bedarfsartikeln der Bauern belief sich 1912 auf M 350 Mill. 
F. Süd- und Ostasien. 
(Britisch-Jndien, China und Japan.) 
a) Natürliche Ausstattung. Von dem gewaltigen Erdteil Asien ist ein sehr 
großer Teil infolge der vorgelagerten Gebirge in unfruchtbares Steppen- und 
Wüstenland (vgl. S. 8) verwandelt worden, das jeder wirtschaftlichen Ent- 
wickelung feindlich entgegensteht. Die wichtigsten Verkehrsgebiete des Erdteils 
sind daher die Inseln und Halbinseln des Südens und Westens und Teile 
Chinas. Hier haben in den Tiefebenen, auf den Inseln, auch auf höher 
gelegenen Gebieten infolge des fruchtbaren Bodens, des günstigen, zum größten 
Teil feuchtwarmen Klimas und vor allem auch infolge der Befruchtung durch 
europäische Kultur sich Landwirtschaftsbezirke herausgebildet, die an Mannig- 
faltigkeit und Reichtum des Ertrages alle europäischen Gebiete übertreffen. Wir 
haben sie bei Behandlung der Baumwolle, des Zuckers, Kaffees, Kakaos, Tees, 
Tabaks, der Seide und Lederindustrie kennen gelernt. 
Auch an Bodenschätzen fehlt es den Gebieten nicht, es sei nur auf die 
Gewinnung von Zinn (vgl. S. 100) und die Riesenkohlenfelder Chinas (S. 105) 
hingewiesen, sowie auf die Produktion Japans (Tab. IX). 
b) Die Bevölkerung Chinas steht im allgemeinen auf der niedrigsten 
Stufe der Wirtschaftsentwicklung, obgleich hier die Kultur viel älter ist als in 
Europa. Indien hat sich unter dem außerordentlich geschickten Einfluß Eng- 
lands bereits so weit entwickelt, daß es einen erheblichen Teil- seines Bedarfes 
an Jndustrie-Erzeugniffen, besonders an Produkten der Baumwollindustrie, selbst 
decken kann. Die Japaner haben sich im letzten Menschenalter schneller zu einem 
modernen Volk zu entwickeln versucht als irgend ein anderes Volk. 
Gemeinsam ist allen drei Völkern das zähe Festhalten eines großen Teiles 
der Bevölkerung an der alten Klasseneinteilung und dem strengen Kastengeist, 
vielfach auch an den alten Formen des Bodenbaues. Der religiöse Einfluß ist 
ebenfalls sehr stark, und beide Charaktereigentümlichkeiten zusammen verlangsamen 
den Übergang zu moderner Kultur und Wirtschaft außerordentlich. Die große 
Bedürfnislosigkeit, durch die sich die Bewohner der genannten Gebiete heute 
noch auszeichnen, dürfte mit dem Vordringen der Kultur wesentlich herab- 
gemindert werden, wie schon jetzt zu beobachten ist (besonders in Japan). 
Dadurch verringert sich auch die in Europa vielfach befürchtete „gelbe Gefahr". 
c) Das Verkehrswesen wurde bereits in dem Kapitel über den Verkehr 
als sehr spärlich entwickelt gekennzeichnet. Seine langsamen Fortschritte sind 
nicht nur in der noch wenig entwickelten Kultur, den religiösen Vorurteilen und 
teilweise in den Geländeschwierigkeiten, sondern vor allem auch in dem Mangel
	        
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