B. Kautschuk und Guttapercha. 47
Die Guttapercha ist ebenfalls das Produkt eines Urwaldbaumes Süd-
asiens, der eine Höhe von 20—25 m erreicht und dessen Saft die Guttapercha
liefert, wie die oben genannten Bäume den Kautschuk.
Vorkommen und Lebensbedingungen. Die eigentliche Heimat der
Hevea ist das Überschwemmungsgebiet des Amazonas, in dem die Regenzeit
vom Oktober bis März dauert und dessen Temperatur nicht unter 27 ° G sinkt.
Man hat indes diese wertvolle Pflanze auch in dem übrigen Stromgebiet des
Amazonas, das im ganzen die Größe von halb Europa besitzt, gefunden.
Außerhalb Südamerikas sind bereits größere Anpflanzungen der Hevea
erfolgt, besonders in dem tropischen Afrika und Asien, auf Ceylon und Malakka.
Die Gesamtzahl dieser Pflanzungsbäume läßt sich auf 30 Millionen Stück be-
ziffern; das würde bei voller Ertragsfähigkeit eine jährliche Produktion von
15000 t Kautschuk bedeuten.
Von deutschen Kolonien kommen für die Hevea die Küstengebiete
Kameruns, Neuguinea und Samoa in Frage. Auch andere kautschukhaltige
Bäume kommen in den gleichen Gebieten sort, einer von ihnen auch auf dem
trockenen, steinigen Boden des Innern der Kolonien.
Die Schlinggewächse liefern bisher noch den größten Ertrag in den
afrikanischen Gebieten, besonders im Kongobecken.
Der Guttaperchabaum wird neuerdings außer auf den Inseln Borneo,
Sumatra und der malayschen Halbinsel auch auf Neuguinea angebaut.
b) Anbau und Gewinnung. Kautschukplantagen. Der plantagenmäßige
Anbau von Kautschukbäumen erfolgt in größerem Umfange erst seit einigen
Jahrzehnten und wird besonders in unseren Kolonien erst zur vollen Entfaltung
gelangen können, wenn die teuren Transportkosten durch die Anlage von Eisen-
bahnen vermieden werden.
Brasilien erschließt seine ungeheuren Bestände im Oberlauf der südlichen
Nebenflüsse des Amazonas zur Zeit durch den Bau einer Bahn, die dem Laufe
des Mamore-Madeira folgt. Hier ist auch das Klima gesund und ermöglicht
die Anlage guter Plantagen. Der angebaute Baum kann vom fünften Jahre ab
angezapft werden und erlangt etwa nach 10 Jahren volle Ertragsfähigkeit.
Gewinnung des Rohkautschuks. Die größten Mengen Kautschuk werden
heute noch durch Anzapfen der wild wachsenden Bäume oder im Raubbau
durch Fällen der Bäume gewonnen, da der gefällte Baum bis zu fünfmal so
viel Kautfchuk liefert als das Anzapfen. Dagegen besitzt letzteres den Vorteil,
daß alle 1—3 Jahre wieder angezapft werden kann, während natürlich durch
das Fällen der Bäume die Bestände ihrer Vernichtung entgegengehen müssen.
Bei dem Anzapfen werden mittels eines scharfen Messers oder einer kleinen Axt
Vförmige Schnitte in die Rinde gelegt, die indes nicht das Holz verletzen dürfen. Unter
den Einschnitten werden kleine Näpfchen angebracht, die den Milchsaft aufnehmen, der
nach dem Anschneiden etwa 2—3 Wochen lang aus dem Baume fließt.
Die Flüssigkeit muß möglichst schnell zum Gerinnen gebracht werden, da sonst die
Güte des Gummis leibet. Zu diesem Zwecke setzt man teilweise Säuren oder Salzwasser
zu, die das Ausscheiden bewirken, preßt den Wassergehalt aus und formt dann die als
„Negerköpfe" in den Handel gelangenden Rohkautschukkugeln oder man taucht ein flaches
Brett in die Flüssigkeit und bringt es über stark rauchendes Feuer, wodurch das Wasser