62 Die Welthandels-Artikel, I. Pflanzen-Rohstoffe,
Fracht- und Zollsätze. Sie sind von großem Einfluß auf die Konkurrenz-
fähigkeit eines Landes auf dem Weltmarkt. Die Fracht von Buenos Aires
nach dem europäischen Kontinent beträgt z. B. ungefähr Jk 15, von Odessa
nach Hamburg etwa Jlo 17. Deshalb muß Rußland A 2 pro Tonne billiger
verkaufen als Argentinien, um in Berlin zum gleichen Preise anbieten zu können.
Um die deutsche Landwirtschaft vor allzustarker ausländischer Konkurrenz
zu schützen, werden Schutzzölle auf Getreide erhoben, die zwischen ,ft> 5 «Mais»
und Jis 7,50 (Weizen) pro 100 kg schwanken, sich aber für Einfuhr aus den
Ländern, mit denen wir im Vertragsverhältnis stehen, bedeutend ermäßigen.
Um indes nur den Einfuhrüberschuß mit dem Zoll zu treffen, werden für
ausgeführte Getreidemengen Einfuhrscheine in der Höhe des Getreidezolles
ausgegeben, die zur Bezahlung des Zolles auf Kaffee und Petroleum verwandt
werden können.
Durch den staatlichen Schutz wird es der deutschen Landwirtschaft möglich sein,
auch in Zukunft den Hauptbedarf an Getreide selbst zu decken, was besonders
für den Fall eines Krieges von großer Bedeutung für uns ist.
F. Zucker.
a) Naturgeschichtliches. Es gibt in der Natur eine große Anzahl von
Pflanzen, die Zucker enthalten, so z. B. die Zuckerhirse, den Mais, die Dattel-
palme, die Mohrrübe usw. Alle diese Pflanzen sind indes für die Versorgung
des Weltmarktes mit Zucker ohne Bedeutung. Die beiden wichtigsten Zucker
liefernden Pflanzen sind vielmehr die Zuckerrübe und das Zuckerrohr.
1. Das Zuckerrohr, dessen Heimat in Hinterindien, an den Rändern des
Himalaya zu suchen ist, ähnelt dem Schilf, hat walzenförmige, 2 — tt cm starke
Stengel und erreicht eine Höhe bis zu 6 m. Der ziemlich feste Stengel besteht zu
90 °/o aus Saft, und in diesem Saft sind wiederum 14—20 0 o Zucker enthalten.
2. Die Zuckerrübe stammt aus Spanien, ist jedoch durch die Kultur so
wesentlich verändert worden, daß die ursprüngliche Pflanze der jetzigen kaum
gleicht. Aus der einjährigen Pflanze ist eine zweijährige geworden, d. h. der
Samen reift erst im zweiten Jahr, und der Zuckergehalt hat sich von 4 auf
17—22°/» gehoben.*)
b) Anbau und Gewinnung. I. Das Zuckerrohr gedeiht in den Tropen
und Subtropen, verlangt einen feuchten, jedoch nicht sumpfigen Boden, große
Luftfeuchtigkeit und hohe, tropische Wärme, besonders zur Reifezeit.
Man kann zwei Hauptanbaugebiete unterscheiden, nämlich das amerika-
nisch-westindische, das sich über den südlichen Teil Nordamerikas, Mexiko,
Mittelamerika und den nördlichen Teil von Südamerika erstreckt und auch
die westindischen Inseln umfaßt und das asiatische mit Britisch-Jndien, Ceylon
und den niederländischen Inseln, besonders Java.
*) Näheres über die Zuckerrübe sowie ihre Verarbeitung, die Zuckerbereitung und
Versteuerung f. „Osbahr-Eckardt, Wirtschaftsgeographie und Wirtschaftskunde" (im gleichen
Verlage) S. 135—140.