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Haupthandelshäfen: London [41/, Mill. Einw., mit Vororten 71/, die größte
Stadt der Welt, die Hauptstadt und vielseitigste Industriestadt des britischen Reiches, der
verkehrsreichste Welthandelsplatz, erster Bank- und Börsenplatz (Bank os England), Mittelpunkt
des Nachrichtenverkehrs der ganzen Welt. L. besitzt etwa 1I3 der gesamten britischen Handels-
flotte; sein Handel umfaßt der englischen Einfuhr und J/4 der Ausfuhr; es ist Hauptein-
fuhrhafen für Getreide (die erste Getreidebörse der Welt), Wolle, Fleisch, Butter, indische und
ägyptische Baumwolle, Kolonialwaren. Liverpool ist der erste Baumwollhafen der Welt, der
bedeutendste Ein- und Ausfuhrhafen des größten englischen Industriegebietes und der Aus-
gangspunkt der wichtigsten Schiffahrtslinien nach Amerika. Glasgow ist von ähnlicher Lage
und Bedeutung für das schottische Industriegebiet. Cardiff ist der Hauptausfuhrhafen der
Waleskohle. Edinburg-Leith, Newcaftle, Hnll, Harwich sind besonders für den Handel nach
den Nord- und Ostseeländern von Bedeutung. Am Kanal sind Dover, Portsmouth,
Southampton und Plymonth, in Irland Belfast, Dublin und Cork die wichtigsten Handels-
Häfen.
Die Handelsflotte Englands ist 4 mal so groß als die Deutsch-
lands; sie umfaßt 43°/0 der Welthandelsflotte, die beutfcf)e = 101/2°/o. Bon
größter wirtschaftlicher Bedeutung ist das britische Kabelnetz [über die Hälfte aller
Weltkabellinien^; es verbindet England mit allen wichtigen Ländern der Erde.
Dem Schutze des weltumfassenden britischen Handels dient die größte Kriegs-
flotte der Erde; sie übertrifft an Stärke die deutsche und die amerikanische
zusammengenommen.
Der Gesamthandel Großbritanniens betrug 1912 fast 27*/,, Milliarden Mk;
A. = 121/4, E. = 15,2 Milliarden Mk. [®. = 211/* Milliarden Mk.^.
Hauptausfuhrgegenstände sind Baumwollwaren (2^ Milliarden Mk.), Kohlen (3/4
Milliarden Mk.), Eisenwaren, Maschinen, Wollwaren.
Eingeführt werden hauptsächlich Baumwolle (l1/2 Milliarden Mk.), Getreide
(11/2 Milliarden Mk.), Fleisch, Wolle, Holz, Butter, Zucker, Kautschuk.
Hauptverkehrsländer sind die britischen Kolonien, die Union, Deutschland, Frankreich,
Rußland und Belgien.
Beziehungen zu Deutschland. Das englische Volk ist dem deutschen
stammverwandt; die britischen Inseln bilden das Gegengestade unserer Nord-
seeküste, auf das die Mündungen unserer großen Ströme (Elbe, Weser, Ems,
Rhein) noch besonders hinweisen; daher der rege, seit den ältesten Zeiten
bestehende Verkehr beider Länder. In neuester Zeit stehen jedoch beide auf
dem Weltmarkte in scharfem Wettbewerb, da sowohl England als auch Deutsch-
land gezwungen sind, Jndustrieerzeugnisse in großen Mengen auszuführen. In
dieser Nebenbuhlerschaft haben auch die Feindschaft Englands nnd seine Teil-
nähme am Weltkriege ihre Hauptursachen. England stand unter unseren Ver-
kehrsländern nach dem Gesamtumsatz des Jahres 1912 nur wenig hinter den
Bereinigten Staaten und Rußland zurück. Diese waren unsere wichtigsten Ein-
suhrländer; England war dagegen unser wichtigster Käufer fertiger Industriewaren.
Gesamtumsatz 1912 = 2004 Millionen Mk. sRußland ^ 2328, die Union = 2284
Millionen Mt.] England lieferte uns für 843 Millionen Mk.: Garn (175), Steinkohlen
(166), Webstosse, Heringe und andere Seefische, Häute und Frfk, Kautschuk, Bleche, Maschinen.
Wir sandten nach England für 1161 Millionen Mk: Fertige Textilwaren (175)
Zucker (73), Eisen und Eisenwaren, Teerfarbstoffe und Chemikalien, Spielwaren, Leder und
Lederwaren, Klaviere usw.