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überflügelt, hauptsächlich Fremdenstadt; Ancona, guter Seehasen und Seefestung im D.:
Brindisi, Ausgangspunkt für den Schnellverkehr (Personen- und Postbeförderung) nach
Ägypten und Indien. Auf Sizilien sind die wichtigsten Häfen Palermo, an der Nordküste,
Messina. au der Straße von Messina, wichtiger Ausfuhrhafen für Südfrüchte: Catania. am
Fuße des Ätna, mit bedeutender Ausfuhr von Südfrüchten und Schwefel.
Wirtschaftliche Beziehungen zu Deutschland. Unter allen südeuro-
päischen Ländern steht Italien nach kulturhistorischer, Wirtschaft-
licher und politischer Bedeutung für Deutschland an erster Stelle.
1. Durch Eisenbahnen und Schiffahrtslinien steht Deutschland in bequemen
Verbindungen mit Italien. Das westliche Deutschland ist durch die Lötsch-
berg—Simplon- und die Gotthard-Bahn, das mittlere und östliche Deutschland
durch die Brenner-, die Tauern- und die Semmeringbahn aufs engste mit den
italienischen Mittelmeerhäseu verbunden. Die deutsche Seeschiffahrt sorgte nicht
nur für regelmäßige Verbindungen zwischen den großen deutschen Seeplätzen
nnd den italienischen Häfen, sondern sie unterhielt anch direkte Verbindungen
zwischen den italienischen Häfen selbst und zwischen diesen und wichtigen Ver-
kehrsländern Italiens. ^Genna—New Jork, Venedig—Alexandria, Verbin¬
dungen nach der Levante, nach Ostasien, Australien und Ostasrika.^ Somit
verdankt Italien die Entwicklung seiner großen Seehäfen zum großen Teil
deutscher Arbeit.
2■ Viele der Italien besuchenden Fremden waren Deutsche. In italienischen
Eisenbahnen und sonstigen Unternehmungen (z. B. in den großen Elektrizitäts-
werken) steckt viel deutsches Kapital. Zahlreiche italienische Arbeiter fanden bei uns
lohnenden Verdienst nnd sandten ihre Geldersparnisse ihren Angehörigen in Italien.
3. Deutschland war vor dem Kriege für Italien das wichtigste Handels-
gebiet, während es unter unseren Verkehrsländern den neunten Platz einnahm.
Italien sandte uns hauptsächlich Seide, Südfrüchte, Hanf, Marmor, Schwefel,
Eier (1912 im ganzen für 305 Mill. Mk.). Wir lieferten nach Italien In-
dusiriewaren aller Art, wie Eifen- und Metallwaren, Maschinen, Textilwaren,
Leder, Farben und andere chemische Produkte (1912 für 401 Mill. Mk.).
4. Politisch fand das enge Verhältnis beider Staaten in der Zugehörig-
keit zum Dreibunde seinen Ausdruck. Doch hat Italien in schnöder Gewinn-
sucht die Treue gebrochen und ist seinen bisherigen Verbündeten arglistig in
den Rücken gefallen.
Kolonien. Ähnlich wie Deutschland, so wurde auch Italien durch die schnelle Zunahme
der Bevölkerung und das rasche Anwachsen der Auswandererbewegung zu kolonialenGründungen
gedrängt. Die bisherigen Erwerbungen sind allerdings wenig wertvoll. In Ostafrika besitzt
Italien das Somaliland und Erythräa mit dem Hafen Massaua am Roten Meer. 1911
bat es ferner Tripolis mit der Cyrenaica besetzt. (I Mill. qkm mit 1 Mill. Einw.)
Der Hafen Tripolis ist der Ausgangspunkt wichtiger Karawanenstraßen durch die Wüste
Sahara nach dem Sudan.
Die Iberische und die Balkan-Halbinsel.
Beide Halbinseln gehören wie Italien dem europäischen Mittelmeergebiet
an. Beide sind fast gleicher Größe und Einwohnerzahl:
Iberische Halbinsel: 600000 qkm; 25 Mill. | Balkan-Halbinsel: 580000 qkm; 25 Mill,
Einw. Einw. (Unter Einschluß Rumäniens, Bosniens
und Dalmatiens.i