Full text: Grundriß der Wirtschaftsgeographie

C. Deutschlands Weltstellung. 
I. Volk und Staat.1) 
Bevölkerungszahl. Deutschland wurde 1910 von 65 Mill. Menschen bewohnt? 
damit besitzt es in Europa (Kußland ausgenommen) die größte Volksmacht. Das 
größere Gsterreich-Ungarn steht ihm um 14. Großbritannien um 20, Frankreich um 25, 
Italien um 30 TTtill. Einwohner nach. Dieser Reichtum an wirtschaftenden Menschen 
sichert die Machtstellung Deutschlands in Europa (Skizze 3). 
Bevölkerungsdichte. Durchschnittlich wohnen 120 Menschen auf 1 qkm deutschen 
Bodens; das bedeutet, daß Deutschland nicht so dicht besiedelt ist wie das kleine in- 
dustrietätige Belgien (252 auf I qkm), wie das durch Handel und Verkehr emporge- 
kommeneHolland(172) 1816; 25 mm 
und wie das auf alle 1871; 41 ^ 1891/95: 403000 ___ 
drei Wirtschaftszweige 1910: 65 „ 1906/10: 133 000 
begründete Großbritan 65. Bevölkerungszunahme Skizze 66. Abnahme der 
nten (144); aber allen in Deutschland. deutschen Auswanderung, 
anderen europäischen 
Staaten steht Deutschland auch in dieser Hinsicht voran. Es ist jedoch nicht über- 
völkert und vermag noch vielen Heimat und Arbeit zu geben. 
Wachstum. In den letzten 100 Jahren ist die Volkszahl ganz gewaltig ge- 
wachsen (Skizze 65). Sie hat sich seit 1816 fast verdreifacht, trotzdem in dieser Zeit 
unserm Lande über 6 Mill. Menschen durch Auswanderung verloren gingen. Das 
Wachstum ist in der Hauptsache auf natürliche Vermehrung und darauf zurückzuführen, 
daß diesem Zuwachs im Lande selbst durch das Aufblühen unserer Wirtschaft lohnender 
Erwerb gesichert wurde. Die Auswanderung nahm infolgedessen ab. (Skizze 66). Da- 
gegen nahm Deutschland eine große Menge Ausländer auf, die sich hier vorüber- 
gehend als Arbeiter, Angestellte und Bedienstete beschäftigen oder auf deutschen Schulen 
ausbilden. Ihre Gesamtzahl betrug 1910 1*/* Mill., das sind etwa 500 000 mehr 
als 10 Jahre zuvor. Mehr als die Hälfte stammt aus Gsterreich-Ungarn, V« aus den 
Niederlanden, V10 aus Rußland, etwas weniger aus Italien. Die russischen Arbeiter 
werden hauptsächlich in der Landwirtschaft beschäftigt, die anderen vorzugsweise in 
Bergbau und Industrie. 
Deutschtum im Auslande, von jeher find Deutsche über die Landesgrenze hinaus 
als Kolonisten in fremdes Gebiet übergegangen und haben in diesem deutsche Kultur 
verbreitet. In früheren Jahrhunderten war namentlich der 0 und SO Europas ihr 
Wanderziel. Rußland, Galizien, Ungarn, Rumänien, selbst Syrien haben ausgedehnte 
deutsche Siedelungen, die sich ihre deutsche Eigenart bis in die Jetztzeit bewahrt haben. 
1) vgl. hierzu „Abriß der Bürgerkunde", Anhang zu Ebeling ,.Kleine Handelskunde" 
(Verlag Teubner) oder andere Lehrbücher der Bürgerkunde.
	        
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