Full text: Grundriß der Wirtschaftsgeographie

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Deutschland als Kultur- und Weltmacht 
Deutschland Ols Kulturmacht. Diese Erfolge hat Deutschland aber nicht aus- 
schließlich seiner natürlichen Ausstattung zuzuschreiben, sondern vor allem auch seiner 
hochentwickelten Kultur. 
DerDeutsche ist arbeitsfreudig und arbeitsfähig. „Arbeit schändet nicht" 
ist ein altes, deutsches Sprichwort, das besonders in der Neuzeit seine volle Wahrheit 
bewertet. Nicht nur aus Pflicht und Unterhaltungstrieb arbeitet der Deutsche- erschafft 
mit Liebe und Bedacht. „Deutsche Gründlichkeit" ist ein Ruhmestitel unseres Volkes. 
In keinem Lande haben sich Wissenschaft und Rrbeit so eng verbunden wie bei uns. Aber 
nie ist der Deutsche Sklave der Arbeit geworden. Seine Ligenart besteht darin, daß 
er sein Gemüt nicht vom verstände unterdrücken läßt. Man hat früher von Deutsch- 
land als vom „Lande der Dichter und Denker" gesprochen. Mit vollem Rechte! Auch 
heute noch ist Deutschland berechtigt, diesen Ehrennamen in Anspruch zu nehmen. Dazu 
aber wurde es ein Land werktüchtiger Arbeit. Das ist deutsche Kultur. 
Die deutschen Bildungsanstalten des In- und Auslandes werden von einer 
großen Anzahl von Ausländern besucht. Zahlreiche deutsche Gelehrte, Lehrer und Cr- 
zieherinnen sind außerhalb unserer Grenzen tätig; die Werke deutscher Gelehrter werden 
über die ganze XDelt verbreitet. Ein eigenartiges Zeugnis von der Schätzung deutscher 
Wissenschaft ist die deutsch-chinesische Hochschule in Tsingtau. -— Deutsche Erfindungen 
auf dem Gebiete der Technik und Ehemie haben ihren Siegeszug über die Welt an- 
getreten. Deutsche Kunst wird überall hoch gewertet, und der deutschen Musik lauscht 
man allerorten. Es mag daher nicht zuviel gesagt sein, wenn man Deutschland als 
erste Kulturmacht der Erde bezeichnet. 
Deutschland als Weltmacht. Kultur und Wirtschaft können ihre Stellung nur 
wahren, wenn sie von einem starken Staate geschützt werden. Der Niedergang der 
hochentwickelten Kultur Deutschlands im Mittelalter ist hauptsächlich darauf zurück- 
zuführen, daß keine starke Hand die Geschicke des Volkes leitete und die deutsche Arbeit 
schützte. Jetzt steht Deutschland wieder geeint da und vermag seine Kraft unter den 
Völkern zur Geltung zu bringen. 
Deutschlands Lage zwischen den Völkern hat von jeher die Gefahr nahe gerückt, 
daß es mit Nachbarvölkern in kriegerische Verwicklungen geriet und daß Kriege fremder 
Völker auf deutschem Boden ausgefochten wurden. Völkerschlachten wurden nur 
in Deutschland geschlagen. Während Englands Gebiet seit 800 Jahren von keinem 
feindlichen Heere betreten wurde, vernichtete der 30 jährige Krieg Deutschlands Kultur, 
brachten die friedörizianischen und napoleonischen Kriege starke Rückschläge. Eine starke 
Wehrmacht ist daher für Deutschland der sicherste Hort des Friedens. 
Die durch Scharnhorst begründete allgemeine Wehrpflicht ist eine deutsche Ein- 
richtung. Sie verschafft unserem vaterlande allein im Frieden eine Heeresmacht von 
630 000 Mann, die im Kriegsfalle auf das Siebenfache erhöht werden kann. Damit 
besitzt Deutschland das kräftigste Landheer der Gegenwart/) 
Weniger günstig ist das Verhältnis unserer Seemacht im vergleich mit der- 
jenigen anderer Länder. Die deutsche Kriegsflotte ist der Frankreichs ungefähr gleich, 
l) S. Cbeling, Anhang Seite 30 ff.
	        
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