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4. Da sitzen die kleinen Vögel
und halten das Totenamt;
ihr braucht nicht erst zu lesen,
wie treu mein Roß gewesen,
sie singens insgesamt.
Hoffmann v. Fallersleben.
134. Leben und Tod.
Dorchen war ein frommes, liebevolles Mädchen. Alle, die
sie kannten, liebten sie, vor allen ihr Bruder Edmund, ein kleiner
HKnabe, und sie war ihm nicht minder von Herzen zugethan.
Plötzlich wurde Dorchen krank, und Edmund war sehr betrübt
um ihrer Schmerzen willen. Denn es kam nicht in sein Herz,
daß sie sterben könnte, und er hatte niemals einen Toten gesehen
und wußte noch nicht, was Tod und Sterben sei.
Als nun Dorchen voll Schmerz auf dem Bettchen lag,
gedachte Edmund, was sie erfreuen möge, und ging auf das Feld,
Blumen zu suchen; denn er wußte, sie liebte die Blumen.
Aber während er hinausging, war Dorchen gestorben, und
man hatte ihr ein weißes Sterbekleid angelegt.
Da trat Edmund in das Kämmerlein, wo sie lag, und er
zeigte von ferne die Blumen; aber das Mägdlein sah sie nicht
an Da rief er: „Siehe, Dorchen, was ich dir bringe!“ Aber
sie hörte es nicht. Nun trat Edmund näher und sah das Mägd—
lein an und sprach: „Sie schläft! Ich will ihr die Blumen auf
die Brust legen, damit sie sich freue, wenn sie erwacht. Dann
wird sie sagen: Das hat Edmund gethan.“
Also that er auch leise und lächelte. Darauf ging er zur
Mutter und sprach: „Ich habe Dorchen Blumen gepflückt, solche,
die sie am meisten liebt, vor allen. Aber sie schläft. Da habe
ich die Blumen auf ihre Brust gelegt, damit sie sich freut, wenn
sie erwacht.“
Die Mutter aber weinte und sprach: „Ja, sie schläft wohl,
aber sie erwacht nicht wieder.“
Da sagte Edmund: „Wenn sie schläft, wie sollte sie denn
nicht erwachen?“