90 III. Teil. Zweiter Abschnitt.
III. Ein- und Ausfuhr. Trotz des hohen Eigenverbrauches ist England
das wichtigste Ausfuhrland für Steinkohle. Es exportiert viermal soviel Kohle
wie Deutschland oder die Vereinigten Staaten, seine Ausfuhr vermag fast den
ganzen übrigen europäischen Bedarf zu decken und bringt ihm jährlich rund
JHo 750 Mill. ein. Seine Hauptabnehmer sind Deutschland, Frankreich und
Italien. Die beiden letzteren Länder müssen die höchsten Beträge für Kohlen
an das Ausland zahlen; ihnen folgen Österreich-Ungarn, die Niederlande und
Rußland.
In Deutschland versorgen das niederschlesische und das sächsische Kohlen-
becken die nächste Umgebung, die weiteren großen Becken (welche?) das übrige
Deutschland. Infolge der Billigkeit der Beförderung auf dem Wasserwege vermag
England der deutschen Kohlenindustrie scharfen Wettbewerb zu bereiten, so daß
wir von dort Kohlen in erheblichen Mengen einführen, während wir nach
Österreich-Ungarn, den Niederlanden, Belgien, der Schweiz, Frankreich und Ruß-
land noch größere Massen ausführen. 1913 haben wir für J(o 200 Mill.
Steinkohlen vom Auslande bezogen, für 515 Mill. an dasselbe verkauft.
Dazu kommt noch die Koksausfuhr von M> 135 Mill., die besonders nach
Frankreich und Österreich-Ungarn gerichtet war. Damit beträgt unser Ausfuhr-
Überschuß mit Ji> 450 Mill. 3k des englischen.
d. Kohlenhandel. Bei dem billigen Preise von ungefähr J(s 10 für 11
Steinkohlen (vor dem Kriege) üben die Frachtsätze der Schiffe und Eisenbahnen
einen großen Einfluß aus die Preisbildung aus. Die Verfrachtung auf dem
Wasserwege hat nicht nur für die Beförderung, sondern infolge der groß-
artigen Be- und Entladevorrichtungen der Kohlenhäfen auch bei der Umladung,
den Vorzug größerer Billigkeit. Auf dem Seewege finden die Segler umfang-
reiche Verwendung.
In Deutschland wurde von den 1913 geförderten 190 Mill. t allein die
Hälfte von den dem Rheinisch-Westsälischen Kohlensyndikat angehörenden
Werken gestellt. Dieser Verband, der u/i5 der rheinisch - westfälischen Erzeu-
gung liefert, hat auf die Preisgestaltung in Westdeutschland einen beträchtlichen
Einfluß.
2. Braunkohlenbergbau.
a. Verbreitung. Die Braunkohle ist aus der Erde nicht so weit ver-
breitet wie die Steinkohle. Deutschland und Österreich-Ungarn sind die wich-
tigsten Erzeugungsgebiete. In Österreich-Ungarn liegen die größten Förderstätten
im nördlichen Böhmen (bei Brüx). In Deutschland ist das Thüringisch-
Sächsische Becken das hervorragendste Braunkohlengebiet. Die Hauptfundstätten
sind das Halle-Weißenselser Becken, die Magdeburger Gegend, das Thüringer
Becken und das nördliche Königreich Sachsen. Weiter tritt die Braunkohle im
Vorgebirge bei Köln, im Westerwald, in der Wetterau, am Vogelsberge, in der
Rhön, der Hessischen Senke, sowie an manchen anderen Stellen (Schlesien,
Brandenburg) auf.
d. Gewinnung und Verwendung. Die Braunkohle liegt meist in
geringer Tiefe unter der Erdoberfläche und ist vielfach nur von lockerem Erdreich