Full text: Wirtschaftsgeographie und Wirtschaftskunde für Handelsschulen

144 V. Teil. 
Million Ziegen wenig Wert auf Woll- bzw. Haargewinnung gelegt. Daraus 
erklärt sich, daß die Wollausfuhr mit Jis 75000 noch sehr gering ist. Zur 
Hebung der Viehzucht in Südwestafrika müssen in erster Linie die Bewässerungs- 
Verhältnisse verbessert werden. Während der Regenperioden wandeln sich die 
sonst leeren Flußläufe in reißende Ströme um (z. B. Großer Fischfluß), aber 
nach kurzer Zeit ist das Land wieder dürr und trocken. Durch Anlage von 
Brunnen und Stauwerken können große Landflächen, die heute unbenutzbar 
sind, der Viehzucht dienstbar gemacht werden. 
VII. Häute. Vgl. S. 82 (Leder-Industrie). Unsere Schutzgebiete Ost- und 
Südwestafrika kommen als Lieferer von Rinderhäuten, Südwestafrika auch 
für Schaf- und Ziegenfelle in Frage. Erfreulicherweise sind die Rinderbestände 
in Südwestafrika feit 1907 schon wieder auf das Dreifache (170000 Stück) ge- 
stiegen, so daß die Ausfuhr von Häuten, die 1903 nur Jis 25000 betrug, sich 
1911 schon auf M 1/4 Million belief. Allerdings wird sie von Ostafrika mit 
Jis 3 Millionen noch weit übertroffen. Beide Schutzgebiete, besonders aber 
Südwestafrika, werden bei weiterem Ausbau der Eisenbahnen und dichterer Be- 
siedelung mit Weißen in der Lage sein, einen erheblichen Teil unseres Bedarfes 
an Häuten und Fellen zu decken. 
Von den übrigen tierischen Erzeugnissen liefern die Schutzgebiete 
Elfenbein (Ostafrika und Kamerun), Jnfektenwachs (Ostafrika) und Straußen- 
federn. Die Straußenzucht in Südwestafrika steht jedoch noch in den ersten 
Anfängen. 
VIII. Mineralien. Daß unsere Schutzgebiete Bodenschätze enthalten, ist 
bereits von einer Anzahl von Gelehrten nachgewiesen worden. So finden sich 
in Ostafrika (am Njassasde) und in Südwestafrika (bei Keetmanshoop) Stein- 
kohle. Eisenerze kommen in abbauwürdiger Menge in Südwestafrika, Togo und 
Kaiser-Wilhelmsland vor. Ostafrika lieferte 1911 zum ersten Male für mehr 
als Jis 1 Million Golderze, Südwestafrika aus der Lüderitzbucht für Jis 23 
Millionen Diamanten, aus dem Otaviminenbezirk für Jis 4 Millionen Blei und 
Kupfer. Von den Marschallinseln gelangten 1911 für Jis 5 Millionen Phos¬ 
phate (Dünger) zum Versand. Wenn die genannten Mengen auch im Verhält- 
nis zur deutschen Erz-Einsuhr sehr gering sind, so besteht doch die berechtigte 
Hoffnung, daß bei der weiteren Erforschung der Schutzgebiete noch erheblich 
größere Mengen gewonnen werden können, da die Funde fast alle erst im 
letzten Jahrzehnt gemacht worden sind. 
b. Nahrungs- und Gennszmittel. Von Bedeutung in unseren Schutz- 
gebieten ist bisher der Anbau von Kakao und Kaffee geworden. 
I. Kakao findet in Deutschland immer mehr Eingang. Der Verbrauch 
aus den Kops der Bevölkerung betrug 1871 nur 50 g (2000 t), 1901/05 bereits 
380 g (22500 t), 1912 dagegen 810 g oder 53 500 t. Dementsprechend haben 
sich auch die Beträge erhöht, die wir jährlich dafür an das Ausland (Brasilien, 
Ecuador, die Insel Säo Thome und die Goldküste sind die bedeutendsten 
Ernteländer) zu zahlen haben; 1912 waren es A 65 Millionen. Es ist somit 
sehr wichtig, daß unsere Schutzgebiete sich gut für den Anbau von Kakao 
eignen.
	        
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