Full text: Kleine Wirtschaftsgeographie für kaufmännische Fortbildungsschulen

229 
un die Baumstümpfe die Kronsbeere, und Frauen und Kinder sind be— 
schäftigt, sie in Kiepen und Körbe zu lesen. Viele tausend Zentner von 
diesen säuerlichen, roten Beeren werden jährlich gesammelt und in die großen 
Städte verschickt — Noch ein paar Stunden, und wir sind am Ziel 
unserer Wanderung, der Bahnstation. Wir haben ein gut Stuck echte 
Heide gesehen, und wollten wir tagelang weiter wandern, wir würden fast 
immer dasselbe sehen: ausgedehnte Heideflächen und noch größere Waldungen, 
schmucke Dörfer und behäbige Höfe, Kornfelder und saftige Wiesen, große 
Heidschnuckenherden und Bienenzäune mit langen Reihen won Bienen— 
körben, fleißige Menschen und über dem allen derselbe blaue Gotteshimmel, 
der sich auch über deine Heimat ausbreitet. 
264. Treu und frei. 
Gottried Müller Sudenburg 
1. Der KönigOtto, fromm und stark, 
läßt zäumen seinen Rappen 
und reitet durch der Heide Mark 
mit zwölfen seiner Knappen. 
Es schnaubt das Roß, es klingt der 
Speer; 
es dampft die Heide um ihn her 
in fruher Morgenstunde. 
2. Dort an dem Rain auf blachem 
Feld, 
gelehnt an seinem Stabe, 
singt lustig in die weite Welt 
ein froher Hirtenknabe. 
Doch wie er wirft die Augen auf, 
sieht er der Ritter hellen Hauf' 
mit blanker Wehr und Waffen. 
3. „Hei,“ denkt der Bub', „solch 
mächt'ger Troßl“ 
und springet auf vor Wonne. 
„Welch hübsch Geschmeid' an Mann 
und NRoß 
wie gleißt das in der Sonne! 
Hätt' ich die Herde nicht am Rain, 
so möcht' ich auch ein Ritter sein 
und in die Weite traben.“ 
4. Potz Blitz, was fällt den Kecken ein, 
sich nicht ans Feld zu kehren? 
„Der Weg ist eu'r, das Feld ist mein; 
soll ich euch Ordnung lehren?“ 
Und springt herbei mit hellem Blick: 
„Zurück, ihr Frechen, fluüͤgs zurück, 
und reitet eures Weges!⸗ 
5. Der König streicht den blonden 
Bart 
und hält im raschen Trabe: 
„Du bist ein Held von sondrer Art; 
wes bist du, trotz'ger Knabe?“ 
„Ich bin des alten Billung Sohn, 
und säßet Ihr auf Kaisers Thron, — 
Ihr dürft nicht fürder reiten!“ 
6. Der König schwingt voll Zorn 
den Speer: 
„Trutz Bub; ich will's dich lehren!“ — 
„Ho, wär't ihr eu'r ein ganzes Heer, 
ich würd's euch dennoch wehren. 
Und wenn ihr Höll' und Himmel 
sprecht, — 
Gewalt geht nimmermehr vor Recht; 
dem Recht müßt ihr gehorchen!“ 
7. „Hei, was das Zwerglein sich 
erfrecht,“ 
knirscht der in wildem Grimme, 
„du Gauch, du sprichst mit mir vom 
Recht? — 
Er ruft's mit Donnerstimme — 
„Laß ab von deinem störr'gen Sinn 
und wisse, daß ich Otlo bin, 
dein König, dein Gebleter
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.