Full text: Geographie des Deutschen Reiches (H. 1)

— 24 — 
Heldensage und war der Lieblingsaufenthalt vieler deutscher Kaiser, welche 
hier manche Reichstage abhielten, z. B. 1521. An diesen Reichstag 
erinnert das Lutherdenkmal, welches hier 1868 errichtet wurde. „Luther 
steht da auf hohem Postament, auf dem Scenen aus seinem Leben zu sehen 
sind. Am Portal stehen Johann Hnß, Savonarola, dahinter Wiclef, Petrus 
Waldus, oben Medaillons von Zwingli und Calvin, rechts Philipp von Hessen, 
dahinter Melanchthon, links Friedrich der Weise, dahinter Reuchlin. Drei 
symbolische Frauengestalten bedeuten Magdeburg, Augsburg (mit der Sieges- 
palme) und Speier." — Maili) (77 T.), am linken Rheinufer der Mündung 
des Mains gegenüber gelegen, gehört zum Großherzogtum Hessen und ist eine 
wichtige Festung und ein bedeutender Handelsplatz. Mit der gegenüber- 
liegenden Feste Kastel ist die Stadt durch eine prächtige Brücke verbunden. 
In früherer Zeit war der Erzbifchof von Mainz einer der 7 Kurfürsten, die 
den deutschen Kaiser zu wählen hatten. Bonifatius war einer der ersten Erz- 
bifchöfe von Mainz. In Mainz ist Gutenberg, der Erfinder der Buchdrucker- 
kunst, geboren. Aus dem Gutenbergplatze steht sein Denkmal. Er ist so 
dargestellt, daß er in der rechten Hand einen Bund beweglicher Lettern und 
in der linken Hand die Bibel hält, weil die Bibel das erste große Buch war, 
das er druckte. 
Singen liegt in herrlicher Lage an der Mündung der Nahe in den Rhein. 
Früher war hier im Rhein ein Strudel, das „Binger Loch", in welchem 
viele Schiffe untergegangen sind. Nicht weit vom Binger Loch liegt eine 
Insel mit dem „ Mänfeturm", in welchem der Sage nach Bischof Hatto 
von Köln für seine Grausamkeit von Nausen aufgefressen wurde. In Wirk- 
lichkeit war er ein Mautturm, von dem aus Flußzoll erhoben wurde. Jetzt 
dient der Turm zur Warte, vou der ein Wächter den abwärts fahrenden 
Schiffen ein Zeicheil giebt, wenn in der engen Durchfahrt ein Schiff aufwärts 
kommt. — Kotilen), die „Perle der deutschen Rheinlande", an der Mündung 
der Mosel in den Rhein gelegen, ist eine starke Festung. Es ist die Haupt- 
stadt der Rheinprovinz und hat eine sehr schöne Umgebung: „Den doppelten 
Strom mit prachtvollen Brücken, bewaldete Berge mit Burgen und Ruinen, 
im Rhein eine freundliche Insel, auf der rechten Seite des Rheins, Koblenz 
gegenüber, auf einem Felsenberge die Festung Ehrenbreitstein und 
darunter ein langes, liebliches Thal." — Gönn, am linken Rheinufer ge- 
legen, hat eine Universität und ein Denkmal des berühmten Komponisten 
Beethoven, welcher hier geboren wurde. Eine Meile davon liegt auf dem 
rechten Rheinufer das malerische Siebengebirge. „Das Rheinthal von Bingen 
bis Bonn ist das reizvollste deutsche Stromthal: bis auf die obstreiche 
Koblenzer Thalweitung eng eingeschlossen von den Schieferfelsmauern, aus 
dereu dunklem, die Sonnenwärme gut ausnehmenden Grunde in steilen 
Terrassen die Weinberge den Abhang hinanziehen; der grüne Strom, der auch 
im Sommer (durch die Gletscher uud die Schneeschmelzwasser der Alpen) sehr 
wasserreich bleibt, stets belebt von Schleppdampfern, die Lastschiffe auf- uud 
niederführen, stattlichen Passagierdampfern und kleineren Booten, an seinen 
beiden Usern Eisenbahnen uud zwischen Strom und Bergabhang eingeengte 
freundliche Örtchen mit Schieferdeckung, öfters von Burgruinen und schönen 
Landhäusern (Villen) überhöht." — Köln, die „Königin des Nieder- 
rheins" und (wegen der vielen Kirchen) das „deutsche Rom" genannt, 
ist die größte Stadt der Rheinprovinz (mit Vororten 280 T.) und eine
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.