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Heldensage und war der Lieblingsaufenthalt vieler deutscher Kaiser, welche
hier manche Reichstage abhielten, z. B. 1521. An diesen Reichstag
erinnert das Lutherdenkmal, welches hier 1868 errichtet wurde. „Luther
steht da auf hohem Postament, auf dem Scenen aus seinem Leben zu sehen
sind. Am Portal stehen Johann Hnß, Savonarola, dahinter Wiclef, Petrus
Waldus, oben Medaillons von Zwingli und Calvin, rechts Philipp von Hessen,
dahinter Melanchthon, links Friedrich der Weise, dahinter Reuchlin. Drei
symbolische Frauengestalten bedeuten Magdeburg, Augsburg (mit der Sieges-
palme) und Speier." — Maili) (77 T.), am linken Rheinufer der Mündung
des Mains gegenüber gelegen, gehört zum Großherzogtum Hessen und ist eine
wichtige Festung und ein bedeutender Handelsplatz. Mit der gegenüber-
liegenden Feste Kastel ist die Stadt durch eine prächtige Brücke verbunden.
In früherer Zeit war der Erzbifchof von Mainz einer der 7 Kurfürsten, die
den deutschen Kaiser zu wählen hatten. Bonifatius war einer der ersten Erz-
bifchöfe von Mainz. In Mainz ist Gutenberg, der Erfinder der Buchdrucker-
kunst, geboren. Aus dem Gutenbergplatze steht sein Denkmal. Er ist so
dargestellt, daß er in der rechten Hand einen Bund beweglicher Lettern und
in der linken Hand die Bibel hält, weil die Bibel das erste große Buch war,
das er druckte.
Singen liegt in herrlicher Lage an der Mündung der Nahe in den Rhein.
Früher war hier im Rhein ein Strudel, das „Binger Loch", in welchem
viele Schiffe untergegangen sind. Nicht weit vom Binger Loch liegt eine
Insel mit dem „ Mänfeturm", in welchem der Sage nach Bischof Hatto
von Köln für seine Grausamkeit von Nausen aufgefressen wurde. In Wirk-
lichkeit war er ein Mautturm, von dem aus Flußzoll erhoben wurde. Jetzt
dient der Turm zur Warte, vou der ein Wächter den abwärts fahrenden
Schiffen ein Zeicheil giebt, wenn in der engen Durchfahrt ein Schiff aufwärts
kommt. — Kotilen), die „Perle der deutschen Rheinlande", an der Mündung
der Mosel in den Rhein gelegen, ist eine starke Festung. Es ist die Haupt-
stadt der Rheinprovinz und hat eine sehr schöne Umgebung: „Den doppelten
Strom mit prachtvollen Brücken, bewaldete Berge mit Burgen und Ruinen,
im Rhein eine freundliche Insel, auf der rechten Seite des Rheins, Koblenz
gegenüber, auf einem Felsenberge die Festung Ehrenbreitstein und
darunter ein langes, liebliches Thal." — Gönn, am linken Rheinufer ge-
legen, hat eine Universität und ein Denkmal des berühmten Komponisten
Beethoven, welcher hier geboren wurde. Eine Meile davon liegt auf dem
rechten Rheinufer das malerische Siebengebirge. „Das Rheinthal von Bingen
bis Bonn ist das reizvollste deutsche Stromthal: bis auf die obstreiche
Koblenzer Thalweitung eng eingeschlossen von den Schieferfelsmauern, aus
dereu dunklem, die Sonnenwärme gut ausnehmenden Grunde in steilen
Terrassen die Weinberge den Abhang hinanziehen; der grüne Strom, der auch
im Sommer (durch die Gletscher uud die Schneeschmelzwasser der Alpen) sehr
wasserreich bleibt, stets belebt von Schleppdampfern, die Lastschiffe auf- uud
niederführen, stattlichen Passagierdampfern und kleineren Booten, an seinen
beiden Usern Eisenbahnen uud zwischen Strom und Bergabhang eingeengte
freundliche Örtchen mit Schieferdeckung, öfters von Burgruinen und schönen
Landhäusern (Villen) überhöht." — Köln, die „Königin des Nieder-
rheins" und (wegen der vielen Kirchen) das „deutsche Rom" genannt,
ist die größte Stadt der Rheinprovinz (mit Vororten 280 T.) und eine