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freien Willen und Vernunft und besitzt die Fälligkeit, Erfahrung 
zu sammeln und sich in intellektueller und moralischer Beziehung 
fortzubilden. Darf man demnach auch an der Einheit des Menschen¬ 
geschlechts unbedingt festhalten, so ist doch über die Entstehung 
des Menschen nach Zeit und Art noch immer nichts Sicheres fest¬ 
gestellt und nur soviel klar, daß das Alter der Menschheit, nach 
unseren geschichtlichen Maßstäben gemessen, ein ungeheures sein 
muß. Der geistigen Einheit des Menschengeschlechts gegenüber ist 
die körperliche Verschiedenheit, so groß sie auch sein mag, von nur 
untergeordneter Bedeutung, und sie ist es um so mehr, als verschie¬ 
dene Ursachen, die auf die Körperlichkeit der Menschen umändernd 
und bestimmend einwirken, vorhanden und als solche klar erkannt 
worden sind. Außer zufälligen, vererbbaren Abweichungen gehören 
dahin die klimatischen Verhältnisse, die Nahrungs- und Lebensweise 
und die höhere oder niedere Zivilisation, also die Kulturstufe, auf 
welcher der Mensch steht. Was die beiden ersten Punkte betrifft, 
so ist ihr Einfluß auf die Körperlichkeit unbestritten, wennschon 
derselbe sich von Generation zu Generation erst nach längerem 
Zeiträume geltend macht. Wie in der Pflanzen- und Tierwelt, so 
hat eben auch für die Menschheit das biologische Gesetz Gültigkeit, 
daß Körperbau, Aufenthalt und Lebensweise einander bedingen und 
entsprechen. Daß aber mit steigender Bildung der körperliche Habitus 
sich ändert, dafür sind die freien Neger in den Vereinigten Staaten 
von Nordamerika ein Beispiel, die sich von ihren in Sklaverei und 
im Heidentum aufgewachsenen Brüdern vorteilhaft unterscheiden. 
Dieses Beispiel ist zugleich ein Beweis dafür, daß alle Menschen¬ 
stämme einer höheren geistigen Entwicklung fähig sind. 
Was nun die körperliche Verschiedenheit anlangt, so hat man 
die Menschen unter große Hauptgruppen, die man Rassen nennt 
und die für die Art Mensch nur die Bedeutung von Spielarten 
haben, zu bringen versucht, wobei sowohl die Verschiedenheit der 
Hautfarbe, wie der Haare, der Schädelbildung und der Sprache 
zugrunde gelegt worden sind. 
Nach der Hautfarbe unterscheidet man die weiße, die gelbe, 
die schwarze, die rote und die braune Menschenrasse. Nach der 
Schädelbildung hat ein schwedischer Gelehrter Lang- und Kurz¬ 
schädel und in jeder der beiden Hauptgruppen Senkr echt- und Ge¬ 
il eigtzahnige unterschieden. Ein anderer Forscher teilt die Menschen 
nach ihrem Haar in Wollhaarige und Schlichthaarige und jene
	        
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