Full text: Leitfaden der Geschichte für die unteren und mittleren Klassen höherer Lehranstalten

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macht erkämpfte Sieg Napoleon nichts ein als den Besitz des Schlacht- 
feldes. Es war ein Glück für die Verbündeten, daß Napoleon nun 
einen Waffenstillstand schloß. Warum Napoleon den Waffenstill-- 
stand schloß, statt durch einen dritten Sieg den Russen vollends 
die Lust an der Fortsetzung des Krieges zu nehmen, ist schwer zu 
sagen. Alles kam nun darauf an, Österreich während des Was- 
fenstillstandes für die eine oder andere Seite zu gewinnen. Da 
Napoleon sich zn keiner Nachgiebigkeit entschließen wollte, trat auch 
Österreich den Verbündeten bei, desgleichen Schweden, während 
Dänemark sich auf die Seite Frankreichs stellte. England zahlte 
Hilfsgelder, und seine Truppen unter Wellington näherten sich schon 
siegreich den Pyrenäen. Ein siegreicher Ausgang war für Napo¬ 
leon nicht mehr denkbar. 
Als der Waffenstillstand geschlossen wurde, befand sich die 
Lützower Freischar im Rücken des Feindes. Sie konnte nicht 
schnell genug aus preußisches Gebiet gelangen. So ließ Napoleon 
aus besonderem Grimm gegen die Lützowschen Jäger „die Räuber¬ 
schar" bei Kitzen, unweit Leipzig, überfallen und zusammenhauen. 
Lützow selbst entkam mit einem kleinen Teil seiner Schar. Theodor 
Körner wurde schwer verwundet; er fiel, wieder genesen, bald daraus 
(26. August) bei Gadebusch in Mecklenburg. 
c. Schlachten. Drei Armeen wurden jetzt gegen Napoleon 
aufgestellt: 1) eine Nordarmee unter dem Kronprinzen von 
Schweden Beruadotte, der aber kein rechtes Herz für den Kampf 
mit seinen Landsleuten hatte; 2) die sch lest sehe Armee unter 
Blücher, dem Gneisen au zur Seite stand; 3) die böhmische 
oder Hauptarmee unter dem Fürsten Schwarzenberg. Es 
waren im ganzen 492 000 Mann, denen Napoleon 440 000 Mann 
entgegenstellen konnte. 
Unter den deutschen Generalen ragte hervor Gebhard Lebrecht 
von Blücher, geboren 1742 zu Rostock. Früh trat er als Junker 
in den schwedischen Reiterdienst, wurde im siebenjährigen Krieg 
von preußischen Husaren gefangen und trat ins preußische Heer 
über. Später fiel er bei Friedrich dem Großen wegen eines wilden 
Streichs in Ungnade. Als er sich, beim Vorrücken übergangen, 
beschwerte, entschied der König: „Blücher kann sich zum Teufel 
scheren." Erst unter dem Nachfolger trat er wieder ins Heer ein, 
zeichnete sich im ersten Revolutionskrieg aus, kämpfte tapfer bei 
Auerstädt mit und mußte bei Lübeck ehrenvoll kapitulieren. Er wurde 
dann gegen den General Victor ausgewechselt. Der Befreiungskrieg 
brachte ihm die höchsten Ehren. Kein Führer wurde so volkstümlich 
wie dieser heldenmütige Husar, der als „Marschall Vorwärts" der 
Abgott der Soldaten war. 
Ihm zur Seite stand August Wilhelm Anton Neidhart von 
Gneisenall, geboren 1760 zu Schilda, der nach einer armen, ent- 
fagungsreichen Jugend auch als Mann nur langsam vorankam. 
In 20 Jahren kam er nicht über den Hauptmann hinaus. Erst 
Frohnmeyer, Leitfaden. 7. Aufl. 17
	        
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