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Deutsche Kolonien.
3. Deutsch-Südwestafrika. mit dessen teilweiser Erwerbung Lüderitz 1884
unser Vaterland m die Reihe i>er Kolonialmächte eingeführt hat, umfaßt die
atlantische Küstenstrecke von 17-p bis 28|° S, ausgenommen die britische Wal¬
fisch-Bai, unter 23° S, und die britischen Küsteninselchey^?Jm S. der Oränje,
im N. der Knnene, beide wenig schiffbaZ innere Grenze zumeist der 20? 0,
doch springt ein schmaler Streifen, der sogenannte Caprivi^Zipsel, nctchlD.
bis an den Hier freilich gar nicht schiffbaren Sambesi vor. 835000 qkm =
D. R. mit Italien. Der Südliche Wendekreis schneidet die Mitte der Kolonie.
Die breite, trostlose Sandwüste der Küste (33itb 86) geht im O. in brauch-
bare Weidelandschaften nebst Ackerboden über. Der Hochrand Südafrikas erreicht
hier mehr als 2000 m, und im Innern erhebt sich der Omatako bis zur Höhe
des Watzmanns. Außer den wüstenartigen, gegen 60 km breiten Küstenstreifen
treten drei Gebiete hervor.
a) Das Groß-Näma-Land, der S. des Innern, eine über 1000 m ansteigende
Hochstäche mit mächtigen Tafelbergen.
b) In der Mitte des Inneren das Dämara-Land, eine wildbewegte Gebirgs-
landschaft mit Dornbuschwäldern, die sich in der Regenzeit in prächtigen Blüten-
schmuck hüllen. Hier der 100 km lange Waterbera. der einige Quellen entsendet.
An ihm wurde im August 1904 die Ent f3)ett>ungsschlacht geschlagen, die den Wider-
stand des Hererö-Volkes brach (Bild 89).
c) Das Ambo-Land im N. unter einem nahezu tropischeu Klima, am Knnene,
reichlich befeuchtet.
Klima. Die furchtbare Dürre der Küste weicht im höheren Binnenlands fcen-
Steigungsregen, die hier 40 cm im Jahre bringen. J3m Hochlande gute Vieh-
weiden mit langem, gelbem, aber kräftigem Grase, das großartige Zugochsen er-
nährt. Die Flüsse, die nur sehr selten nach Gewittern an die Küste „abkommen",
führen unterirdisch Wasser, uud mit Hilfe von Staudämmen und Sammelbecken wird
es möglich, das Naß für Garten- und Ackerbau zu gewiuuen. Die Gesundheit des
Klimas, stellenweis auch hier durch Fiebergebiete gestört, ermöglicht soust die An-
siedluug von Deutschen.
Eine große Zukunft hat das Land von den Bodenschätzen zu erhoffen, so den
Knpferlagern, die vor allen in den Otawi-'Grnben (Gradkrenzung 20-j-18)
reichlich gesuüden sind. Das Schutzgebiet hat ein ganz anderes Gesicht bekommen
dnrch das Auffinden von Diamanten im S. im Jahre 1908. Rasch wnrde fest-
gestellt, daß weite Felder ~voiV ihnen zumeist an der Küste des S. bis an den Oränje
lagerten, uud es begann eine stürmische, erfolgreiche Suche. Dadurch erhielt aber
auch die bergbauliche Erschließung des ganzen Landes einen bedeutenden Anreiz, der
nicht ergebnislos blieb und n. a. zur Entdeckung trefflicher Marmorlager an den
beiden Bahnen der Mitte führte. Ausfuhr: Diamanten, KuPfer, Blei, Hänte,
Straußenfedern, Gnano.
Die spärliche, dabei buntgemischte Bevölkerung umfaßt 4 Hauptgruppen:
1. Die Urbevölkerung, darunter die armseligen Buschmänner, imJD.; die vieh-
züchteWen^H ottentotten, im Hauptteile des S., dem Grofi-Nama-Lande, und
die Damara-Neger im Hanptteile des N., dein Dämara-Lande, die auch die
Sprache der Hottentotten reden.
2. Die von N. her eingedrungenen Bant»-Neger, die Hererö, die durch den
Aufstand zerrüttet worden sind uud den Znsammenhalt ihres Stammes verloren
haben, im Damara-Lande, und die Ackerbau treibenden Owambo, am Knnene.