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nimmt, je mehr die Sonne zum Horizont emporrückt, bis sie endlich selbst
sichtbar wird. Wir nennen diese Erscheinung Morgendämmerung. Ein
ähnlicher Vorgang ist die Abenddämmerung. Hiedurch erhält der Tag
eine nicht unmerkliche Verlängerung.
Die Erfahrung lehrt aber, daß die Dämmerung aufhört, wenn die
Sonne 18° unter den Horizont hinabgesunken ist. Man nennt daher den
Kreis, welcher 18° unter dem Horizonte mit diesem gleich liegt, den Däm-
merungskreis. Der Raum zwischen ihm und,.dem Horizonte heißt die
Dämmerungszone.
II. Die Erde und der Mond als Himmelskörper,
a) von der (Erbe,
1. Die Erde ist scheinbar eine Scheibe, in Wirklichkeit aber eine
riesige Kugel. Sie hat jedoch keine vollkommene Kugelgestalt, sondern ist
an zwei gegenüberstehenden Punkten — Nord- und Südpol — etwas ein¬
gedrückt oder abgeplattet.
Beweise für die Kugelgestalt der Erde sind:
1. der überall sich darstellende kreisförmige Horizont; 2. die schon
oftmals wiederholten Erdumschiffungen, wobei die Schiffe, ohne die
angenommene Hauptrichtung zu ändern, stets zu dem Orte ihrer Abfahrt,
aber von entgegengesetzter Seite zurückkamen; 3. die Beobachtung, daß auf
allen Meeren, auch schon auf größeren Landseen, von Schiffen oder Gebirgen,
die in der Ferne sichtbar werden, zuerst die Spitzen wahrgenommen
werden; erst bei allmählichem Annähern treten die übrigen Teile in den
Gesichtskreis; die Oberfläche des Wassers ist demnach gekrümmt oder gewölbt;
4. der allzeit runde Erdschatten bei Mondfinsternissen; 5. die Erfahrung,
daß alle von uns aus östlich liegenden Orte vor uns Sonnenaufgang und
vor uns Mittag haben. —
2. Die Erde hat eine doppelte Bewegung: um sich selbst und um
die Sonne.
Sie dreht sich innerhalb 24 Stunden um sich selbst von West gegen Ost.
Hiedurch entstehen Tag und Nacht, weil immer nur eine Hälfte der Erde
von der Sonne beleuchtet werden kann.
Eine gedachte Linie durch die beiden Drehpunkte (Nord- und Südpol)
der Erde heißt die Erdachse. Sie hat mit der Himmelsachse gleiche Lage.
Die Himmelsachse ist die verlängerte Erdachse.
3. Indem sich die Erde täglich von West nach Ost dreht, entsteht für
uns die Erscheinung, als ob sich die ganze Himmelskugel, Sonne, Mond und
Sterne, täglich von Ost nach West um die scheinbar ruhende Erde bewege.
In der sich drehenden Himmelskugel sehen wir sonach (wie in einem Spiegel)
die Achsendrehung unserer Erde. Diese ist auch die Ursache, daß östlich
liegenden Orten die Sonne früher und westlich liegenden später aufgeht.
Für je einen Grad Unterschied nach Osten oder Westen von einem bestimmten
Orte aus entsteht ein Zeitunterschied von 4 Minuten.