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tum Bulgarien, dessen Herrscher zugleich Statthalter der türkischen
Provinz Ostrumelien (Südbulgarien) ist. Bosnien und die
Herzegowina endlich werden von der österreichischen Regierung
verwaltet.
I. Die europäische MrKei.
a. Die Bevölkerungszahl der europäischen Türkei (ohne Ost¬
rumelien) beträgt nach neuester Schätzung kaum 4Hz Millioneu,
wonach also bei einem Flächenraume von 172000 qkm auf einen
qkm nur 27 Menschen treffen.
b. Der Ab stammung nach ist die Bevölkerung außerordent¬
lich gemischt. Die Mehrzahl der Bewohner bilden die Slaven;
außerdem giebt es noch Albanesen, Griechen, Armenier, Inden, West-
und Südeuropäer u. s. w. Eigentliche Türken oder Osmanen
sind es etwa 1 Hz Million, so daß also der herrschende Stamm des
Landes kaum den dritten Teil der Gesamtbevölkernng ausmacht.
o. Die größere Hälfte der Bewohner ist mohammedanisch, die
kleinere christlich, und zwar vorzugsweise griechisch-katholisch.
d. Der Charakter der Türken ist vielfach durch ihre Religion
bestimmt. Sie sind mäßig, gastfreundlich, wohlthätig, in ihrem Be¬
nehmen würdevoll. Vom Glauben an ein unabwendbares Schicksal
erfüllt, sind sie aber auch träge, sorglos und unempfindlich gegen
Leiden und Freuden des Lebens. An ihrer Religion hängen sie
mit großer Frömmigkeit. Rach dem Koran erscheint es ihnen als
heilige Aufgabe, die Lehre des Propheten „mit Feuer und Schwert"
zu verbreiten. — Die Volksbildung steht in der Türkei noch auf
sehr niedriger Stufe.
Der Boden des Landes ist zum großen Teile recht fruchtbar,
aber fast durchweg schlecht angebaut. Reben Getreide werden
hauptsächlich Südfrüchte, Baumöl, Safran, Gummi, sowie trefflicher
Tabak erzeugt.
Von Wichtigkeit ist die Viehzucht, besonders die Pferdezucht.
— Die sehr reichen Mineral sch ätze der Türkei sind fast noch un-
ansgebeutet. — Auch die Jndustrie ist von ziemlich geringer Be¬
deutung: nur Teppichweberei, Stickerei, Gold- und Silberarbeiterei,
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