Full text: Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete (Teil 4)

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Die Hlpalme (Abb. 7) erreicht eine Höhe von 10—20 m und trägt 5—7 m lange 
gefiederte Blätter. Sie wächst zu vielen Millionen wild im Urwaldgürtel Oberguineas 
wie auch weiter landeinwärts im Graslande, wo sie mehr vereinzelt oder in kleinen Gruppen 
steht. In der Nähe der Dörfer wird sie von den Eingeborenen auch in Pflege genommen. 
Sie ist über den ganzen Sudan, Ober- und Niederguinea und das Kongobecken verbreitet 
und findet sich auch in einigen Gebieten Oftasrikas. Die Ölpalme ist eine überaus wert- 
volle Pflanze, der „Freund des Negers". Am wichtigsten sind die gelben, pslaumenähnlichen 
Früchte, die in Büscheln von 600—800 Stück zusammenstehen. Jede Palme liefert jährlich 
etwa 10 Bündel von je 8—20 kg Gewicht. Die Früchte ähneln im Geschmack den Oliven 
und werden als Zuspeise genossen. Ihr Hauptwert besieht aber in dem reichen Gehalt an 
Öl sowohl des Fruchtfleisches (72 °/0) wie der Kerne (48°/0). Schon lange haben die Negev 
das Palmöl als Speisefett verwendet. Von weil größerem Nutzen ist dessen Gewinnung 
aber geworden, seit man es in großen Mengen nach Europa ausführt. Nach Hassert liefert 
in Kamerun jede Palme jährlich 71/2 kg Öl und 15 kg Kerne im Werte von 7 Mk. Das 
Öl des Fruchtfleisches wird von den Eingeborenen selbst ausgepreßt. Je nach der Bchand- 
lung bleibt es flüssig, oder es wird steif wie Schmierseife. Frauen, Kinder und Sklaven 
bringen es auf dem Rücken in Gefäßen zu den europäischen Niederlassungen, wenn nicht 
etwa ein Fluß eine bequemere Beförderung gestattet. Hier wird es noch einmal geschmolzen 
und gereinigt und dann zum weiteren Versand in Fässer verpackt. Die Palmkerne werden 
meist erst in Europa mit Maschinen ausgepreßt. Palmöl und Palmkerne sind das weitaus 
wichtigste Ausfuhrerzeugnis der Guineaküsten. Allein an der britischen Goldküste beläust 
sich die Ausfuhr auf jährlich 40 Mill. Mk., und sie wird noch überall steigen, wenn erst 
die Hinterländer durch Eisenbahnen erschlossen sind. Das Palmöl wird in Europa zur 
Herstellung von Seifen, Kerzen, Wagenfett und Schmierölen verwendet, und die Rückstände 
der Palmkerne liefern als Ölkuchen ein außerordentlich nahrhaftes Viehfutter. 
Der Schibutterbaum trägt beerenartige Früchte vou der Größe unsrer Eier- 
pflaumen mit kastaniengroßen Kernen. Aus diesen gewinnt man durch Auskochen ein Öl> 
das erkaltet weiß und hart wie Butter ist, ähnlich schmeckt und sich sehr lange frisch 
erhält. Die Schibutter ersetzt in Jnnerafrika das Palmöl und wird neuerdings auch nach 
Europa ausgeführt. Bei der steigenden Nachfrage nach solchen Fetten werden ohne Zweifel die 
Gebiete, in denen der Butterbaum massenhaft wild wächst, noch eine große Bedeutung erlangen. 
Die Erdnutz ist eine aus Südamerika stammende Krautpflanze, die jetzt in fast 
allen wärmeren Ländern angebaut wird. Ihre hülsenartigen, unter der Erde reifenden 
Früchte enthalten je 2—3 Kerne von der Größe kleiner Haselnüsse. Diese Kerne bilden 
eine nahrhafte Speise und sind reich an Öl. Die feineren Sorten werden häufig dem 
Olivenöl zugesetzt und zur Herstellung von Kunstbutter verwendet. Die minderwertigen 
dienen zur Bereitung von Seife und Schmierölen. 
Die Jamspflanze gehört zur Gattung der Wiuden und ist in zahlreichen Arten 
über alle Tropenländer verbreitet. Ähnlich wie bei unsrer Kartoffel, bilden sich an ihren 
Wurzeln Knollen, die bei einer Art bis 25 kg schwer werden. Die Jamsknollen sind sehr 
nahrhaft und bilden bei manchen Negerstämmen das Hauptnahrungsmittel. „Sie ähneln 
im Geschmack unfern Kartoffeln und werden wie diese auf sehr verschiedene Weise zube- 
reitet. Die beliebteste Art ist die, daß man sie schält, in dicke Scheiben schneidet, kocht 
und sodann in einem hölzernen Mörser, der durch Aushöhlen eines Baumstammes gewonnen 
wird, stampft. Vor jeder Hütte steht wenigstens ein solcher Mörser, mit dem unteren 
Ende in die Erde eingegraben, und meist stampfen mehrere Weiber zusammen in gleich- 
mäßigem Takt. Die gestampfte, teigförmige Masse wird dann, wenn man Fleisch hat,, 
mit diesem und einer stark gepfefferten Öltunke gegessen" (Hupfeld).
	        
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