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Der Flecken Schmiedeberg hat oftmals durch Ueberschwemmung
gelitten. Im Jahre 1703 schwemmten die ausgetretenen Fluthen
der rothen Weiscritz sechs Häuser hinweg, und zwar mit solcher
Schnelligkeit, daß die Bewohner sich kaum zu retten ver¬
mochten, und mehrere derselben durch zugeworfene Seile aus
den Fluthen gezogen werden mußten. In den Schmiedebcrg um¬
gebenden großen Waldungen rauchen die Meiler der Kohlen¬
brenner. Die hiesigen Bergleute waren sonst des Gesanges wegen
berühmt. Schmiedeberger Bergsänger dursten sonst bei Hoffesten
nicht fehlen.
Nur ll/2 Stunde tiefer liegt Dippoldiswalde in einem
angenehmen Thale. Die Stadt hat in Folge eines großen Bran¬
des im I. 1826, welcher 102 Wohnhäuser in Schutt legte, ein
freundliches Aeußere und geräumige Gassen erhalten. Die Einwoh¬
ner nähren sich durch Handwerke, Ackerbau und Viehzucht. Die
vorzüglicheren öffentlichen Gebäude sind: die große schöne Stadt¬
kirche, die zwar kleinere und ungeschmückte, aber weit merkwürdi¬
gere Begräbnißkirche St. Nicolai, eines der ältesten Baudenkmale
Sachsens mit einem uralten Altar, das Schloß, das alte große
Rathhaus, die neue Schule- die Hauptwache. Es befinden sich
hier viele Mühlen, eine große Brauerei, eine Garnbleiche, eine
Buchdruckerei, ansehnliche Gerbereien, seit 1837 auch Strohflechte¬
rei und eine Flechtschule.
Von einem ehemaligen Pfarrer zu Dippoldiswalde, Am ad e u s Sch m el z,
welcher 1731 gestorben ist, wird in einer geschriebenen Chronik Folgendes er¬
zählt. „In der Mitte des zehnten Jahrhunderts, wo die ganze Gegend noch
unangebaut und mit einem einzigen Walde bedeckt war, soll in der sogenann¬
ten Dresdener Haide (wo man auch jetzt noch ein Felsenstück den Einsiedler¬
stein oder gewöhnlich den Einsiedel nennt und dabei die Ueberbleibsel von einer
Einsiedlerklause sehen will) ein Eremit, Dippoldus genannt, aus dem adeligen
Geschlechte der Herren von Clomen, gewohnt und ein heiliges Leben geführt
haben. Er soll deshalb auch vom Papste unter die Heiligen versetzt worden
sein, obgleich sein Name in keinem Verzeichnisse derselben vorkonnnt. Nun
habe aber zu gleicher Zeit Herzog Boleslaus der Gottlose in Böhmen sich an
dem Herzog Wenzel, dem Heiligen, durch einen Brudermord befleckt gehabt.
Darüber sei demselben das Gewissen aufgewacht, so daß er meistens unftät
und flüchtig gewesen sei und seine Unruhe durch die Jagdlust zu vertreiben ge¬
sucht habe. Bei dieser Gelegenheit sei er einstmals bis an die Einsiedlerzelle
des heiligen Dippoldus gekommen und hier durch das heilige Leben, welches
dieser führte, so gerührt worden, daß er sich sofort von seiner vorigen Gottlo¬
sigkeit gänzlich zum Christenthume bekehrt habe. Von ihm sei dann dem Dip¬
poldus zu Ehren, nicht weit von der gedachten Einsiedelei eine Kapelle erbaut,
sancti DiiipoMi silva genannt und mit Freiheiten begabt worden. Den Dip¬
poldus habe er zum Priester eingesetzt; denn die ganze Gegend habe damals
noch unter böhmischer Herrschaft gestanden. An diesem Namen, welcher an¬
fangs nur der Kapelle beigelegt worden wäre, hätte später die Gemeinde,
die sich in der Nähe gebildet habe, Theil genommen und so sei der Ort und
die Stadt Dippolbi Wald oder Dippoldiswalde genannt worden. Es sei schon
vor den Zeiten des Dippoldus in der Gegend Bergwerk gebaut worden, und
es hätten sich deshalb nach und nach viele Leute hierher zusammengezogen.
Ihre Wohnplätze wären erst im Grunde an dem Ufer der vorbeifließenden ro-
tben Weiseritz erbaut gewesen; doch hätten sie endlich de» Ort, der öfteren
Ueberschwemmungen wegen, verlegt, wo die Stadt noch jetzt stehe."