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In einigen Stunden gelangen wir dann nach der Porta und
besteigen die beiden Thorpfeiler: den Jakobsberg, das westliche Ende
der Weserkette, und den Wittekindsberg, den Anfang des Wiehen-
gebirges, welches sich von hier bis in die Gegend von Osnabrück hinzieht.
Wir überblicken von diesen beiden letzten Bergen das zunächst
liegende Stück der „Norddeutschen Tiefebene" und folgen darauf dem
Laufe der Weser.
Sechster Tag:
Von der Porta bis an die Wesermarschen.
Die Weser fließt von der Porta in nördlicher Richtung durch
fruchtbare Länderstriche, aber auch abwechselnd durch Moor- und Heide-
gegend.
Minden mit 18000 Einwohnern, zu Westfalen gehörend, er-
reichen wir mit dem Schiffe in einer halben Stunde. Es war früher
eine bedeutende Festung; von den alten Festungswerken sind aber nur
noch wenig Überreste vorhanden.
Die Weser führt uns nun bald wieder auf hannoversches Gebiet,
und die erste größere Stadt an ihrem User ist Nienburg mit
8000 Einwohnern, einst ein wichtiger Übergangspuukt über die Weser.
Die Stadt hat eine gut besuchte Baugewerk- und Ackerbauschule.
Bei Nienburg mündet links die Aue und rechts die Meerbeeke,
ein Abfluß des Steinhude? Meeres. Dieses Meer, 7 km lang
und 3,8 km breit, ist im Westen von schwimmenden Wiesen, im
Norden vou Moor und im Süden und Osten von Sandboden um-
geben. Die künstlich hergestellte liebliche Jnfel in der Mitte desselben
trägt die kleine bückebnrgsche Festuug Wilhelmstein. Von Bedeutung
ist der Fischreichtum des Meeres.
In kalten Wintern friert das Meer vollständig zu und wird, da
es von der Station Wunstorf in l1/2 Stunden zu erreichen ist, von
hannoverschen Schlittschuhläufern gerne besucht; zur Abwechselung
richtet man aus der weiten Fläche selbst Eisbahnen ein für Pferde
und Schlitten.
Im Westen des Meeres' erheben sich die Rehbnrger Berge und
am Fuße derselben haben das Bad Reh bürg in einem kleineu stillen,
geschützten Thale und das Kloster Loccum an der entgegengesetzten
Seite eine schöne Lage. Das Kloster Loccum ist jetzt eiue Fortbildungs-
anstalt für evangelische Theologen unter Leitung eines Studiendirektors.