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Das dritte Schuljahr.
Das Laubholz ist entweder Baumholz oder Buschholz. Steht beides im
Walde beisammen, so nennt man jenes Oberholz, dieses Unterholz. Da
das Licht auf das Wachstum und die Ausbildung der Pflanzen einen be-
deutenden Einfluß hat, — keine Pflanze kann ohne Licht gedeihen, — so
kann sich das Unterholz nur da kräftig entwickeln, wo das Laubdach des
Oberholzes nicht sehr dicht ist, oder wo das Licht von der Seite eintreten
kann. Darum bildet das Unterholz am Waldrande und an den Seiten der
Waldung oft ein fast undurchdringliches Gebüsch. Das Unterholz besteht
teils aus jungen Bäumen: Rüstern, Ahorn, Weißbuchen; — teils aus
Sträuchern: Haselnußstrauch, Schwarzdorn, Weißdorn, Traubenkirsche,
Schneeball, Hornstrauch, Spindelbaum, Himbeer- und Brombeersträuchern.
Durch diese winden sich noch mancherlei Schling- und Kletterpflanzen
z. B. Efeu, Waldrebe, Geisblatt, Hopfen, Flachsseide ?c.
Das Unterholz wird dicht über der Erde abgehauen; nur die kräf-
tigsteu und schönsten Stämme bleiben stehen. Die Stümpfe des Laubholzes
treiben wieder Reiser, sie schlagen aus. Die Stümpfe der Nadelhölzer
aber schlagen nicht aus. Den Tieren des Waldes bietet das Unterholz
Versteck und Zufluchtsort.
Wer beaufsichtigt den Wald? Wo wohnt der Förster? Warum steht
das Forsthaus im oder am Walde? Worauf erstreckt sich die Tätigkeit des
Försters im Walde a) in Bezug auf Erneuerung des Holzbestandes? b) in
Bezug auf die Pflege der Bäume? e) in Bezug auf die Benutzung der
Pflanzen? (Die Antworten sind selbstverständlich durch Zwischenfragen zu
entwickeln.)
II. Wutzen des Waldes. Da im Walde die Sonnenstrahlen von den
Wipfeln der Bäume zurückgehalten werden, so wird der Waldboden nicht so
erwärmt wie das freie Feld. Im Frühjahr schmilzt der Schnee sehr spät,
und das Wasser wird von dem Moosboden wie von einem Schwamm aus-
gesogen und zurückbehalten. Von hier aus dringt es nach und nach in die
Erde. Ein jeder Tropfen ist ein kleiner Bergmann. Er arbeitet sich müh-
sam in die Erde. An einer tiefer gelegenen Stelle kommt er mit vielen
Kameraden, die er im Innern der Erde getroffen hat, wieder heraus. Alle
zusammen eilen dann in kleinen Rinnsalen dem Bache zu. So sorgt der
Wald dafür, daß es den Bächen und Flüssen nicht an Wasser fehlt.
Doch der Wald sorgt auch dafür, daß nicht so leicht Überfluß an Wasser
eintritt. Hört, wie der Wald vor Überschwemmung schützt. Ein
mächtiges Unwetter zieht über den Wald. In Strömen stürzt der Regen
hernieder. Wohl rinnen viele Tropfen sofort dem Bache zu, die meisten
aber hüpfen von Blatt zu Blatt, von Zweig zu Zweig, perlen am Aste
hernieder und fallen drunten ins weiche Moos. Das schwillt auf wie ein
Schwamm und hält Millionen Tropfen fest, die auf kahlem Boden schnell
bergab laufen und den kleinen Bach im Tale zum reißenden Gewässer an-
schwellen würden. Wenn wir nach dem Regen eine Hand voll Moos vom