Full text: Heimatkundlicher Anschauungsunterricht im zweiten und dritten Schuljahre

210 
Das dritte Schuljahr. 
Der Stamm ist walzig und wird so dick, daß man ihn mit beiden 
Armen nicht umfassen kann. Er ist mit einer rauhen und rissigen Borke 
und mit dem darunter befindlichen zarten Baste bekleidet. — Hier betrachtet 
das Stück Holz, das der Tischler von einem Eichenstamm quer abgesägt hat. 
Was bemerkt ihr daran? Die ringförmige Holzbildung, und zwar von außen 
nach innen den weichen Splint, das feste Kernholz und das Mark mit den 
Markstrahlen. 
Erst ziemlich hoch teilt sich der Stamm in viele starke, knorrige. Äste, 
die meist seitlich vom Stamme abstehen und eine sehr ebenmäßige Krone bilden. 
III. Matter, Muten und Jrüchte. Wie werden die Blätter der 
Eiche genannt? Eichenlaub. — Betrachtet die Blätter an diesem Eichen- 
zweige! Sie sind glänzend, länglich, am Rande in Bogen ausgeschnitten 
oder gebuchtet. 
An diesem Blatte bemerkt ihr eine dicke, rundliche Anschwellung oder 
einen Auswuchs. 
Aufgabe: Stich den Auswuchs mit einer Nadel auf und beobachte, 
was zum Vorschein kommt! — Beim Aufstechen erblicken wir eine weißliche, 
markige Masse und in der Mitte die Larve der Wespe. 
Diese Blattgeschwulst heißt Gallapfel und verdankt ihre Entstehung der 
Gallwespe, welche mit ihrem Legestachel das Blatt verwundet und in die 
Wunde ein oder mehrere Eier gelegt hat. Der Gallapfel ist also die Wiege 
der jungen Gallwespe. Hat die junge Wespe ihr Schlößlein verlassen, so 
benutzt wohl eine Spinne oder Fliege den leeren Gallapfel als Winterpalast. 
Die Blüten erscheinen im Mai. Staubgefäße und Stempel sitzen ge- 
trennt in besondern Blütenständen. Die Staubgesäßblüten sind geknäulte 
Kätzchen von gelblich grüner Farbe. Sie enthalten viel Blütenstaub, der von 
dem Winde herausgeschüttelt und aus die Stempelblüten, welche gepaart 
oder zu Büscheln vereinigt in den Blattwinkeln, Blattachseln, stehen, aus- 
gestreut wird. Da die Eiche ihren Blätterschmuck erst nach dem Blühen 
voll und ganz entfaltet, so kann dies um so ungehinderter geschehen. 
Wie heißen die Früchte der Eiche? Die Eichel ist eine länglich runde 
Nuß, braun gefärbt, und sitzt mit ihrem unteren Ende in einem rauhen, 
schuppigen Näpfchen. 
IV. Mutzen. Der Nutzen der Eiche ist sehr groß. Das harte, dauer- 
hafte Holz ihres Stammes wird als Bauholz verwendet. Aus ihm werden 
Häuser, Mühlen, Schiffe und Brücken gebaut, Eisenbahnschwellen gezimmert 
und mancherlei Möbel verfertigt. 
Die rauhe, rissige Rinde der Eiche wird getrocknet und als Lohe von 
dem Lohgerber beim Gerben des Leders benutzt. 
Die Eicheln geben ein gutes Schweinefutter. Manche Leute bereiten 
aus ihnen Eichelkaffee. 
Mit Eichenlaub ehrt man den Sieger und schmückt man die Häuser.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.