Full text: Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt

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galt als Zeichen der Freiheit gegen den Landesherrn, den Kurfürsten von 
Mainz. Doch hat schon früher eine Säule den Fischmarkt geziert. Ihr 
Ursprung geht wohl zurück in die Zeit der Erbauung des Rathauses und 
der Anlage des Fischmarktes. Damals stand an der Ecke der Markt- 
straße die Kirche des heiligen Martin. Da sie den Verkehr hinderte, er- 
wirkte sich der Rat die Erlaubnis, sie abzureißen. Zu ihrem Gedenken 
errichtete er aber eine Bildsäule des Schutzheiligen der Kirche. Anfänglich 
stand sie an der Ecke der Marktstraße, hat aber spater ihren Standort 
mehrmals geändert. 
10. Das Erfurter Rad. 
Das Wappen der Stadt ist ein sechsspeichiges, silbernes Rad auf 
rotem Grunde. In gleicher Gestalt und Farbe besitzt es die Stadt Mainz. 
Erfurt, die treue Tochter von Mainz, hat es übernommen. Wie Mainz 
zu seinem Wappen gekommen ist, erzählt folgende Sage: 
Im Jahre 975 wurde der fromme und gelehrte Willegis Erzbischof 
von Mainz. Er war der Sohn eines armen Wagenbauers und stammte 
aus Schöningen im Braunschweigischen. Wegen seiner Armut und ge- 
ringen Herkunft verachteten ihn die reichen und adligen Domherren. Sie 
nahmen Kreide und malten Räder an die Wände und Türen des Schlosses. 
Als der fromme Willegis ihren Spott bemerkte, rief er einen Maler zu 
sich. Er befahl ihm, in seine Gemächer weiße Räder auf rotem Grunde 
zu malen. Auch mußte er den Spruch darunter setzen: 
„Willegis, Willegis, denk, woher du kommen sis!" 
Seit der Zeit haben alle Erzbischöfe zu Mainz weiße Räder im roten 
Felde als Wappen geführt. Andere Berichte fügen noch hinzu. Willegis 
habe seitdem aus Demut ein hölzernes Pflugrad an seiner Bettstatt 
hängen gehabt. 
11. Wo und wie die alten Erfurter einkaufen muhten. 
In früherer Zeit hatten es die alten Erfurter beim Einkauf nicht 
so bequem. Sie mußten zu den offenen Ständen gehen, welche Erz- 
bischof und Rat an viel begangenen Stellen hatten errichten lassen. Läden 
gab es nicht. Die Erbauer zogen aus der Verpachtung oder Vermietung 
der Gaden, Bänke und Buden großen Nutzen. 
Am Fuße des Domhügels standen ein Lederhaus, ein Brothaus, 
einige Fleischbänke und die Stände der Schwertfeger, Schildmacher und 
Seiler. In der Marktstraße verkauften die Kanngießer, Leinweber und 
Krämer. Auf der Krämerbrücke waren teils feste, teils bewegliche Buden 
zum Verkauf von allerlei Waren, besonders von Gewürzen, errichtet. Uber 
den Wenigen Markt zog sich eine lange Reihe von Tuchschneidergaden. 
Sie waren rechts und links von Brot- und Fleischbänken umgeben. Vor 
der Pilse lag ein zweites Lederhaus, und in der Kürschnergasse verkauften 
die Pelzhändler ihre vielbegehrte Ware. Die untere Lange Brücke war 
der Standort der Kupferschmiede und die Kette der Platz der Schmiede. 
An der Lohbank (Neuwerkstraße) konnten die Gerber Lohe kaufen. Der
	        
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