Full text: Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt

94 Das Norddeutsche Flachland. 
moräne, bildete die erste Erdschicht über dem Grundgebirge. Indem alte 
Gletschermassen am Südrande abtauen und neue sich nachschieben, werden 
nach und nach immer neue Moränemassen übereinander gelagert. Die von 
den Eisrändern stark abfließenden Gewässer wuschen die leichten und 
lockeren Bestandteile aus und schwemmten sie fort, so entstanden die Boden- 
arten: Mergel, grober Sand (Kies), Lehm und feiner lehmiger Sand. - 
Die Stärke der Erddecke, die auch das höher hervortretende Grundgebirge 
im Nördlichen und Südlichen Höhenzuge überlagert, wechselt sehr, so ist 
sie bei Halle 15—20 m, bei Kottbus 160 m, bei Hamburg 100 m dick. 
Das Heranschieben, Abladen und Anschwemmen der Erdmassen dauerte 
wohl Jahrtausende, bildete Schicht auf Schicht. — Die der Norddeutschen 
Ebene eigeneu Felsblöcke fremdländischen Gesteins, die von Haus- bis 
Faustgröße vorkommen, sind von jenen Gletschern hergetragen. Sie werden 
Findlinge, erratische Blöcke .genannt und stammen von den Gebirgen 
Schwedens und Norwegens. Manche dieser Steine sind berühmt geworden, 
so die Markgrasensteine bei Fürstenwalde, der Stein bei Belgard in 
Pommern, der Schwedenstein bei Lützen. Besonders große Platten bilden 
die Decksteine der Hünengräber, z. B. bei Steinseld und Wötz i. Altm. 
Daß man derartige große Steine heute weuiger antrifft, erklärt sich aus 
dem Mangel an Pflaster- und Bausteinen in der Ebene. Man baute aus 
den zersprengten Findlingen Häuser, Kirchen und Straßen. — Aber auch die 
großen Einsenkungen des Flachlandes, die von 0. nach W. verlaufen und 
heute vielfach von Flüssen durchzogen werden (Warthe, Netze, Havel, Schwarze 
Elster, Aller), die Seeen und Moore verdanken der Eistätigkeit ihre 
Entstehung. — Das Klima war während der Bildung des Norddeutschen 
Flachlandes sehr verschieden. Während vor der Vereisung dasselbe nieist 
sehr warm war, so daß hier Palmen, Bexnsteinbäume, Eycadeen nnd süd 
liche Nadelhölzer große Wälder bildeten, herrschte später bedeutende Kälte 
vor wie heute in Grönland, und Renntier nnd Bisamochse lebten hier. 
Die versteinerten Knochen- und Holzsun^, der Bernstein nnd die Braun- 
kohle bestätigen dies. 
I. Die Höhen. 
a. Der Nördliche Höhenzug. 
Der Nördliche Höhenzug begleitet von 0. nach W. die Ostsee oder 
das Baltische Meer und heißt deshalb anch der Baltische Höhenzug. Er 
tritt bald dicht an das Meer heran, bald weiter zurück (schmales und 
breites Vorland). Die Oberfläche des breiten (110 km), welligen Rückens 
(daher Platte), besteht teils aus sruchtbarem Lehm (Schleswig-Holstein, 
Mecklenburg, Preußen), teils aus geringem Sande (Pommern). Wegen 
der Hunderte von Seeen heißt er Seeenplatte. Die drei größten sind der 
Müritzsee in Mecklenburg (133 qkm), der Spirding- (118 qkm) und der 
Mauersee (105 qkm) in Ostpreußen. Auf dem Nordabhange wenden sich 
die Wasseradern des Baltischen Höhenzuges als „Küstenflüsse" zum Meere
	        
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