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Das Gebirge wird eingeteilt in die Hohe Rhön (Kreuzberg, Dam-
mersfeld), die Abtsröder Rhön (Große Wasserkuppe) und Vorderrhön
Milseburg, Bayerberg). Nutzbare Mineralien finden sich in der Rhön
fast gar nicht. Braunkohlen (Kaltennordheim) sind der einzige Ver-
treter derselben. Das Klima ist in den höheren Lagen ungemein
rauh und unfreundlich. „In der Rhön ist es" nach einem Sprich-
Worte „3/4 Jahre Winter und V* Jahr kalt." Die Bewohner der
Rhön sind nicht wohlhabend. Sie beschäftigen sich mit Ackerbau, der
allerdings wenig Ertrag liefert, und Viehzucht. In den Städtchen
wird außerdem die Gerberei und Weberei betrieben. Man webt
Wollenstoffe, Leinwand, Plüsch und Barchent. Eine Anzahl armer Ge¬
birgsbewohner fertigt Pseifenköpfe, hölzerne Schuhe, Gemäße. Peitschen-
stiele, Körbe, Siebe, Mulden, Löffel, Teller u. f. w. Bei aller Armnt sind
die Bewohner genügsam, fromm, lustig und guter Dinge. Zur Heu-
ernte herrscht auf dem Gebirge ein reges Leben. Jung und alt
verläßt die Häuser uud bleibt 4—8 Wochen auf der großen Wiesen-
fläche, um Vorrat für den Winter zu sammeln. Das ist ein Fest, worauf
sich alle Rhönbewohner freuen. Unter Jubel und Singen beginnt die
Arbeit beim ersten Sonnenstrahl und endet mit der Abenddämmerung.
In weißen Zelteu fiudeu die Arbeiter ihre nächtliche Ruhe. Nur Haus-
frauen, kleine Kinder und Greise sind im Dorfe zurückgeblieben und
besorge» die Hausgeschäfte. Die Kinder tragen den Mähern Speise
und Trank hinaus. Ist die Heuernte zu Ende, dann tritt auf der
einsamen Rhön wieder Totenstille ein.
Die Gewässer des Gebirges gehören teils zum Stromgebiete der
Weser (Herpf, Fulda und Alfter fließen zur Werra, auf dein West-
abHange entspringt die Fulda) teils zu dem des Rheius (Milz uud
Streu fließen zur fränkischen Saale und mit dieser in den Main.
Der südliche Teil des Gebirges gehört zu der bayrischen Provinz
Unterfranken, der Westen zu der preußischen Provinz Hessen-Nassau,
der Norden zu Sachsen-Weimar und der Ostabhang zu Sachseu-
Meiningen. Schienenwege berühren das Gebirge auf allen Seiten.
In das Innere desselben führt die an die Werrabahn in Salzungen
sich anschließende Feldabahn.
IV. Gewässer.
Die Gewässer des Herzogtums Coburg gehören teils dem
Main- (Rheiugebiet) uud teils dem Wesergebiete an. Die
meisten Flüsse eilen dem Maingebiete zu.
1. Mamgebiet.
1. Die Jtz ist der Hauptfluß des Laudes. Sie entspringt
an dem Südwestabhauge des 865 m hohen Bleßberges auf
dem Thüriuger Walde uud hat im gauzeu eine südliche Rich-
tuug. Die Quelle liegt 673 m hoch über dem Dorfe Stelzen
im Herzogtum Sachsen-Meiuiugeu. Sie galt in früheren
Zeiten als Gesundbrunnen, „Mariahils" genannt, und machte
das Dörfchen Stelzen zu einem vielbesuchten Wallfahrtsorte.