§ 75. Die Pyrenäische Halbinsel. 61
aber an Mineralquellen reiches Gebirge. Der höchste Gipfel desselben liegt
in der Maladetta-Gruppe (3400 m). Die Fortsetzung der Pyrenäen nach
W. bildet das Cautabrische Gebirge. Ganz im S. der Halbinsel liegt
die Sierra Nevada; ihr höchster Gipfel überragt die Pyrenäen. Die
Hauptströme der Halbinsel sind: Minho [mtnjo], Dnero, Tajo Jtdcho],
Guadiäua [gtna—], Gnadalqnivir sgwadalkiwir^, Ebro. Sie sind mit
Ausnahme des Guadalquivir wasserarm und zur Schiffahrt wenig geeignet.
— b. Klima und Erzeugnisse. Der hohen Randgebirge wegen fällt im
Innern wenig Regen, darum ist die Hochebene trocken. Im Sommer ist
es am Tage sehr heiß, aber des Abends wird es oft empfindlich kühl. Die
Winter sind kalt, so daß die Flüsse zufrieren. Die Hochebene gleicht einem
dürren Anger mit kurzem Grase. Wälder fehlen. Getreidefelder sind selten
anzutreffen und bringen nur da reichlichen Ertrag, wo es an künstlicher
Bewässerung nicht fehlt. Bei dem Mangel an Wiesen ist die Rindvieh-
zucht unbedeutend. Aber zur Schafzucht ist die Hochebene geeignet. Zahl-
reiche Herden von Schafen (Merinos) weiden auf den dürren Flächen. —
Das andalusische Tiefland ist reich bewässert und stellenweise vorzüglich
angebaut. Das Klima ist hier, ganz besonders aber an der Südküste, afri-
kanisch. Auf den Feldern baut mau Weizen, Mais, Reis. In den Gärten
reifen Oliven, Orangen, Feigen, Weintrauben. Es gedeihen in diesem
Striche auch Baumwollenstaude, Zuckerrohr, Dattelpalme. Die audalusischeu
Pferde sind berühmt. Auch die Rindviehzucht ist von Bedeutung. Zu den
Haustieren gehört der Maulesel. — Fast ebenso warm wie Andalusien
ist der schmale östl. Küstenstrich. Er ist meistens gut angebaut. Besonders
fruchtbar ist die Landschaft Valencia [nmlenßw], die einem schön angebauten
Garten gleicht, in dem man das ganze Jahr hindurch sät und erntet. Wein
und Südfrüchte werden in Menge gewonnen. Der Maulbeerbaum wird
häufig angebaut, denn die Seidenzucht ist bedeutend. — Die unter dem
Einflnffe des Atlantischen Ozeans stehende Westküste hat viel Regen. Frost
und Schnee sind hier ungewöhnliche Erscheinungen. — Besonders angebaut
wird die Korkeiche, deren Rinde den Kork liefert. An Mineralien ist die
Halbinsel äußerst reich; doch ist der Bergbau vernachlässigt. Am meisten
werden noch Blei, Silber und Quecksilber (Almaden) gewonnen und aus-
geführt. Industrie, Handel und Schiffahrt sind unbedeutend.
c. Bewohner. Zwei Königreiche liegen auf der Halbinsel: Spanien und Portugal.
Die Spanier sind ernst, schweigsam, stolz, vergnügungssüchtig, im Essen und Trinken
mäßig. Die spanische Sprache hat sehr viele lateinische Wörter; denn die Halbinsel war
6 Jahrhunderte hindurch eine Provinz des großen römischen Reiches. Auch mit deutschen
und arabischen Wörtern ist die Sprache vermischt; denn zur Zeit des Mittelalters be-
herrschten auch Germanen und später Araber (oder Mauren) die Halbinsel. Letztere
wurden allmählich zurückgedrängt. 1492 fiel die letzte Stadt der Araber, Granäda. Im
S. der Sierra Nevada leben noch Abkömmlinge der Mauren. Die Portugiesen sind den
Spaniern in Sitte und Sprache ähnlich, jedoch erinnert ihre Aussprache sehr an das
Französische. Die Spanier und Portugiesen waren um das Jahr 1500 an Macht und
Ansehen reich; sie teilten sich zur Zeit der Entdeckungen gewissermaßen in die Erde.
Aber schon längst sind sie von ihrer Höhe herabgesunken. Sie bekennen sich zur römisch-
kathol. Kirche. Die Volksbildung ist vernachlässigt.