Full text: Heimatskunde von Hessen-Nassau und dem Fürstentum Waldeck

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demselben Strom im Westen und der Lahn im Norden begrenzt, gewährt dieses 
Gebirge, von der Südostseite betrachtet, den schönsten Anblick, weil hier seine 
höchsten Berge liegen. Nach der Mainebene hin fällt das Gebirge steil ab, 
bleibt aber fast eine Meile vom Flnsfe entfernt. Der bei Niederwallufs in den 
Rhein mündende Bach Walluff scheidet den östlichen höhern, Teil vom west- 
lichen, niedrigeren, welcher gewöhnlich das RheWgauer Gebirge genannt wird 
und dicht bis an den Rheinstrom herantritt; auch begleitet er denselben mit 
scharfer Wand von Rüdesheim bis zur Lahnmündung. Nach Norden gegen die 
Lahn hin verzweigt sich der Taunus in ein Bergland, das vom Ufer dieses 
Flusses oft zu bedeutenden Höhen ansteigt und einige Basaltkuppen aufweist, 
während fönst Schiefer mit Quarz das Hauptgestein dieses Gebirges ist. Der 
Hauptkamm bleibt doppelt soweit von der Lahn als von dem Rhein entfernt. 
Die Krone des Taunus bilden die an die Südostecke geschobenen Berggipfel des 
großen Feldberges (861m), des kleinen Feldberges (810 m) und des Alt¬ 
königs oder Altkings (770rn). Der große Feldberg soll von dem an 241m 
großen Felde oben seinen Namen führen. Diese Ebene ist ohne Bäume und 
Gesträuche, nur mit Heidekraut und Torfmoos bedeckt. Ein Haus, wo 
alljährlich die volkstümlichen Feldbergsfeste gefeiert werden, krönt sein Haupt. 
Bemerkenswert ist ein 4m hoher, 7,80m breiter und 8,75m langer Quarzblock—Brun¬ 
hildenstein oder = bett genannt —, welcher oben lose auf dem Berge liegt; doch das 
Bemerkenswerteste des Berges, und was ihm auch die meisten Besucher zuführt, ist seine 
weite Aussicht. Noch reizender aber ist der Blick vom Altkönig über die nähere, 
niit blühenden Ortschaften besäete, von blauen Fernhöhen umkränzte Fläche, die 
sich an seinem Fuße ausbreitet. Die Spitze dieses Berges ist mit einem drei- 
fachen, 5 m hohen, kolossalen Steinwall umgeben, wahrscheinlich ein Befestigungs- 
werk der alten Germanen. Auf dem Hauptkamme find noch folgende hervor- 
stehende Kuppen zn merken: der Glaskopf, der Rossert, der Stauffen mit 
dem fabelhaften Mannsstein, der Kellerskopf, die hohe Kanzel (565 rn), der 
Trompeter, die Platte über Wiesbaden mit einem prächtigen Jagdschlosse und 
schöner Aussicht, die eiserne Hand, die hohe Wurzel (560m). Im Rhein- 
gauer Gebirge zeichnen sich folgende Höhen aus: Hallgarter Zange (545 m),' 
der Rabenkops (548 m), der aussichtsreiche Niederwald über Büdesheim u.a. 
Aus einem Ausläufer, dem Eich berge, steht die Irren Heilanstalt Eichberg; 
zwischen diesem und dem Boß liegen in einer Schlucht die Gebäude der ehe¬ 
maligen Abtei Eberbach, in deren Keller jetzt die edelsten Weine des Rheingaus 
lagern, während die weitläufigen Gebäude zum Korrektions- und weiblichen 
Zuchthause dienen. Ihren äußersten Ausläufer am Rhem schmückt das Metter- 
nichsche Schloß Johannisberg, dessen Südseite den weltberühmten Johannis- 
berger Wein erzeugt. Alle Bergspitzen gewähren in der Nähe und Ferne, 
besonders nach Süden hin, eine entzückende Aussicht, die ihr mühsames Erstei- 
gen reichlich lohnt. Der Rheingau, „des heiligen römischen Reiches Pfaffen- 
gaffe", und die hessische Pfalz liegen, mit dem Rheinstrome in der Mitte, zu 
Füßen. —- Auf der rechten Seite der nach Westen fließenden Wisper, nördlich 
bis zur Lahn hin, verflacht sich der Boden, nähert sich mehr der Ebene und 
die Berggehänge auf beiden Seiten des Mühlbachs erscheinen sanfter. Nur an 
der Wisper selbst in der Nähe des Rheins, an der Lahn uud dem unteren 
Mühlbach steigen die Bergseiten so steil und schroff, daß sie mir mit Mühe zu
	        
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