Full text: Heimatskunde der Fürstentümer Schwarzburg

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Schwaben und Böhmen niedergelassen. Die Nachkommen der 
wenigen Ausländer (besonders Polen und Russen, welche in 
den napoleonischen Kriegen hierher verschlagen wurden,) sind auch 
ganz mit den Deutschen verschmolzen. 
Fast alle Bewohner bekennen sich zur lntherisch-evange- 
tischen Kirche; gegen 200 Katholiken leben größtenteils in den 
Städten, ca. 300 Juden zum größten Teile in der U. H. 
Unter allen Thüringern zeichnen sich unsere Schwarzburger 
in Städten und Dörfern durch einen großen Reichtum von Mund- 
arten aus. Die Waldortschaften, besonders die bei Breitenbach 
gelegenen, stehen darin oben an. Der Dialekt eines jeden Dorfes 
hat da sein Eigentümliches, das trotz des Verkehrs mit Nähe und 
Ferne, trotz des ausschließlichen Gebrauchs des Hochdeutschen in 
Kirche und Schule mit großer Zähigkeit gewahrt wird. Bei dieser 
babylonischen Sprachverwirrung ist es ein Glück, daß jedermann 
das Hochdeutsche versteht, wenn auch uicht rein spricht. Alle 
Dialekte gruppieren sich unter 3 Hauptmundarten: I) die vogt- 
ländische, herrschend im Amte Leutenberg; 2) die sränkische, 
die sich auf wenige Orte am Rennsteige beschränkt; 3) die thü- 
ringische, welche die O. H. zum größten Teile nnd die ganze 
U. H. umsaßt und am reichsten an Nebenformen ist. 
A. Sommer, Garnisonprediger zu Rudolstadt, geboren daselbst 
den 11. Dezember 1816, hat feilte vortrefflichen „Bilder und 
Klänge"*) in dem Dialekte Rudolstadts verfaßt. Der noch 
fruchtbare Dichter hat sich durch feine Schöpfungen, meist launigen 
uud scherzhaften Inhalts, Verehrer in weitester Ferne bei hoch uud 
niedrig erworben. 
Daß die Schwarzburger ein körperlich kräftiges, fleißiges, aus- 
dauerndes Völklein sind, wie alle Thüringer, dafür zeugen die 
wohlangebauten Fluren der Bauern, die Rührigkeit in Werkstätten 
und Fabriken. Selbst steilen Thalwänden und hohen Berggipfeln 
wußte die thätige Hand des „Gebirglers" Ackerland abzuringen; 
wo Pflug und Egge den Dienst versagen, müssen Hacke und Karst 
das Ihre thnn. Im oberen Schwarzathale und in einigen seiner 
Nebenthäler weiß das Fraueugeschlecht, dem der gewerbthätige 
Mann die Besorgung des edlen Ackerbaues allem überläßt, so recht, 
was es heißt: „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot 
essen!" Auf die hochgelegeueu Äcker, die sich oft wie Bänder die 
steilen Gehänge hinan ziehen, muß der Dünger in Körben geschafft 
werden, und beim Hinaufklimmen müssen die armen Frauen oft die 
Hände als Stütze gebrauchen. 
Mit den Thüringern teilen unsere Schwarzburger dieselben 
Eigentümlichkeiten des Charakters; sie sind bieder, offen, heiter, 
gemütlich, gutmütig, wenn auch zuweilen etwas derb. 
*) 9 Hefte im Verlage der Fürstlich priv. Hofbuchdruckerei in Rudolstadt.
	        
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