Full text: Heimatskunde der Fürstentümer Schwarzburg

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155) Seehausen, Psds. mit fürstl. Domäne. 1 Sch., 2 L. 
Die Unstrntwiesen, das Ried genannt, die sich bis an die Dörfer 
Seehausen, Esperstedt und Ringleben erstrecken, werden bei großen 
Überschwemmungen unter Wasser gesetzt, so daß dann das ganze 
Thal einem See gleicht, daher wohl der Name. Im Buchenwald der 
nahen Hainleite die Wüstung Mellendorf, von der noch Mauerüber- 
reste und wilde Obstbäume zeugen. Ein romantischer Spaziergang 
führt an derselben und am Mutzeubrunnen und an der großen Änche 
(jetzt hohl) nach den beiden Sachsenburgen vorbei. 
Am Kyffhäuserbache: (Nr 156 bis 158). 
156) Udersleben, Pfdf. mit Rittergut, teilweise am Kyff- 
Häusergebirge gelegen; 1 Sch., 2 L. Mehrere Steinbrüche. 
157) Jchstedt, Pfdf., das trotz der fürstl. Domäne und zweier 
Rittergüter das ärmste Dorf der U. H. ist. Der Wohlstand des 
Dorfes stieg beträchtlich dadurch, daß es seinen Anteil an dem „großen 
Sumpfe" zwischen Jchstedt und Borxleben an seine Bew. verteilte 
und ansrooen oder urbar machen ließ. Nördlich von I. steht die 
alte Kirche noch, jetzt zum Armenhause dienend. Sie war bis Mitte 
des 15. Jahrh. die Dorfkirche. Heinrich Hake, Herr von I., suchte 
1436 beim Bischof v. Mainz nach, eine neue Kirche im Dorfe er- 
bauen zu dürfen, weil die damalige Kirche außerhalb des Ortes 
gelegen fei. I. bildete früher mit Borxleben und Udersleben ein 
eigenes Amt, welches die Grafen v. Schwarzb. 1377 für 750 Mark 
Silber vom Grafen von Beichlingen erkauften. Der Sitz dieses 
Amtes war das alte, aber noch feste und bewohnte steinerne Haus 
in I. 1 Sch., 2 L. Bei Jchstedt der fischreiche Franensee. 1 Wind- 
mühle. Auch ist hier ein s. g. Kringelloch, d. h. eine kreisförm. 
Vertiefung. Seit kurzem hält das Loch sehr viel Wasser; es soll sich, 
wie man sagt, verstopft haben, und einige Häuser sind in Gefahr. 
Auch kommen zuweilen hier Erdfälle vor/) 
158) Borxleben, Pfdf. mit großem Rittergute, an einem 
Nebenbächlein. 1 Sch., 2 L. Dieser Ort hat, wie Jchstedt, seinen 
Anteil am „großen Sumpfe" unter feine Bewohner verteilt. Ein 
Erdfall in der Nahe. 1 Windm. Auf dem Sumpfe bei B. wächst 
eine in Norddeutschland selten vorkommende Pflanze, die Artemisia 
rupestris (eine Beifußart); außerdem wird sie noch^bei Salzburg 
gefunden. — Die häufigeu Irrlichter, die sich auf dem Sumpfe zeigen, 
mögen die Ursache davon sein, daß sich die Bewohner der an diesem 
Sumpfe liegenden Ortschaften beim Spinnen und Federschließen 
viele Gespenstergeschichten erzählen, in denen seurige Gestalten eine 
Hauptrolle spielen. 
*) In unserem Jahrhundert ist es passiert, daß der Nachtwächter sein Haus 
nach dem Abrufen nicht mehr sah.^ Es war samt seinen Insassen, denen es aber 
nichts geschadet, geräuschlos haustief „eingeschurrt/'
	        
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