fullscreen: Heimatskunde der Fürstentümer Schwarzburg

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stürmte das Schloß des Herrn Rudolf von Hopfgarten, warf dessen 
krank darniederliegende Frau aus dem Bett und nahm alles Trag- 
bare mit fort. 
163) Mehrstedt, Pfdf., kleinstes Dorf der U. H. 1 Sch., 1 
L. 1 Windm. Bis auf einige ziemlich bedeutende „Roßkämme" 
(Pferdehändler) sind alle Bewohner Ackerbauer. 
164) Immenrode (zum Unterschiede von dem Immenrode bei 
Nordhauseu früher scherzhaft „Judenimmenrode" gen.) Mktfl.*) im 
Gebiet der Helbe. 1 Sch., 2 L. 1 Schulsparkasse, 1882 vom I. 
Lehrer gegründet. Viel Landwirtschaft und Immen- (Bienen-) Zucht; 
von letzterer mag der Ort seinen Namen haben. Obgleich das 
Klima etwas rauh ist, wachsen dennoch im Felde alle Kohlarten 
üppig. Oft Wassermangel. Schöne Aussicht vom nahen Eichholze 
auf den Thüringerwald und den Harz. 3 Windm. Unweit des 
Eichholzes ein Triangnlationsvunkt. I. Wetterstation III. Ordnung. 
I. hat eine sehr große Flur; die Fluren von 4 durch den „Schwarzen 
Tod" zu Wüstungen gewordenen Dörfern (Wangen, Rossungen, 
Wülferode, Nansessen) sind inbegriffen. Wohl schon über 100 Jahre 
hier eine Niederlassung der Inden, die sonst in einem besonderen 
Viertel, das mit Draht umzäunt war, wohnen mußten. Der Juden- 
tempel jetzt noch gebraucht; die Schule ist eingegangen (seit 1869). 
Nach dem Erscheinen des Freizügigkeitsgesetzes sind die Juden bis 
auf 3 Familien ausgewandert. In der ?iähe finden sich Steinwaffen 
(Äxte, Beile, Messer), eine alte heidnische Opferstätte „die Wöbels- 
bürg"; viele Versteinerungen. Jmmenr. war früher befestigt, aber 
nicht durch Mauern, sondern durch eine über 20 m dichte Dornenhecke 
auf dem Walle. Bis zur Jmmeuroder Flur erstreckte sich (vom 
Schlachtberge bei Sondershausen ab) die Magyarenschlacht; Waffen- 
fnnde bezeugen dies. 
, Südlich davon Straußb era mit dem Kirchberge. Str. 
jetzt fürstl. Domäne, srüher ein Rittersitz der Herren von Strauß- 
berg. Das alte Schloß steht noch, und hat einen gut erhaltenen 
Turm mit herrlicher Fernsicht und eine Burgkapelle, in welcher alle 
14 Tage Gottesdienst gehalten wird. Dabei lag der Mktfl. Strauß- 
berg, der aber spurlos verschwunden ist. Ein naher Eichenwald 
birgt viele und gute Trüffeln. Diese unterirdischen kugel- oder 
knollenförmigen Pilze läßt man durch Trüffelhunde, eine Art Pudel, 
aufsuchen. Die nahe Feuerkuppe mit herrlicher Aussicht. Das Vor- 
werk Kirch berg war srüher Sitz der reichen Burggrafen v. Kirch- 
berg und bestand aus 2 Burgen, 1 Kirche und dem Mktfl. Kirch- 
berg. Wenig Überreste sind noch vorhanden; 2 mächtige Linden 
zeugen noch von der geschwundenen Pracht. Man sagt, daß die 
letzten Grafen von Kirchberg Raubritter gewesen seien, und daß als 
solche auch sie der strafende Arm der Gerechtigkeit erreichte. 
*) Seit ungefähr 20 Jahren wird aber kein Markt mehr dort abgehalten.
	        
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