Full text: Vaterländische Erdkunde (1)

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Zur Umrandung Thüringens gehört auch das (5'ichsfeld. Bevor wir uns 
dem Harz zuwenden, ein paar Worte über dieses. Es liegt zwischen dem Harz 
und der unteren Werra und bildet eine (Muschelkalk-) Hochfläche. Gerade das 
Eichsfeld sorgt für die reiche Bewässerung Thüringens, indem es die Unstrnt 
und ihre linksseitigen Nebenflüsse dnrch das Land sendet. In entgegengesetzter 
Richtung entströmt ihm die Leine. Das Eichsfeld gilt für eine der rauhesten 
und unfruchtbarsten Gebiete Deutschlands. Zutreffend ist das nur von dem zur 
Werra gerichteten südlichen Abschnitt, denn der dem Harz zugewendete nörd- 
liche Teil, das uutere Eichsfeld genannt*), erzengt auf fruchtbarem Lehmboden 
Feldfrüchte über den eignen Bedarf. 
III. 
Der Harz/) 
1. Allgemeines. 
a) Lage. 
a) Der Harz wird im Westen von der Leine, im Süden von der Gol¬ 
denen Aue, im Osten von der Sacde begrenzt. Im Norden Iiifst sich eine 
Grenze schwieriger angeben. I)ie Allerlinie bleibt reichlich 50 km von ihm 
entfernt; sie begrenzt das nördliche Vorland des Harzes. Der Harz nimmt 
eine auffällig isolierte Stellung ein. Hart an den Rand des Tieflandes hinan-, 
beinahe in dasselbe hineingeschoben, hält er sich in einer gewissen stolzen Ent¬ 
fernung von den andern deutschen Gebirgen, die unter sich doch so gesellige 
Nachbarschaft üben. Wie ein echter Aristokrat meidet er sogar jede Be¬ 
rührung mit ihnen; zu keinem führt ein verbindender Höhenrücken, während 
alle andern deutschen Gebirge reichlich mit einander verkettet sind, so dass 
man mitunter nicht iveiss, ivo dass eine aufhört und das andere anfängt. -— 
b) Und er kann für feine aristokratische Gesinnung Gründe anführen. Er hat 
zunächst eine reiche geschichtliche Vergangenheit. Auf seinem aus dem 
Tiefland gegen Himmel strebenden Gipfel haben vor Zeiten die Götter, und 
nach ihnen — er will sich auch das zur Ehre gerechnet wissen, — der Teufel 
mit samt seinem ganzen höllischen Hosstaat gewohnt (unten S. 176). Durch 
seinen Erzreichtum hat er schon vor einem Jahrtausend die Völker angezogen 
nnd schon damals sein Vaterland, wie ein freigebiger Großer, reichlich mit 
nützlichen Metallen versorgt (s. unten). Seine Bergleute hat er iu guä- 
digem Wohlwollen hinübergeschickt auch nach andern deutschen Bergen, hinüber 
sogar nach Amerika und Australien, daß sie Segen über die ganze Erde ver- 
breiteten. — Auf ihm nnd an seinem Fuß haben lange Zeit deutsche Kaiser 
gewohnt und gethront (s. unten) und ein großer, stolzer Volksstamm hat 
zu seinen Füßen gelebt und voll Ehrfurcht hinaufgeschaut zu seinem heiligen 
Gipfel. Stolze Ritter bauten auf ihm manche Burg, und noch heute trägt er 
das eine oder andere stattliche Schloß aus grauer Zeit, in dem die Nachkommen 
der alten Harzgrasen leben (z. B. Wernigerode, O nördlich am Harz, an der 
Holtemme). — Und teer all diesen geschichtlichen Ruhm nicht gelten lassen 
*) (Für den Lehrer: Das hier an einem Unstrut-Nebenfluß eingetragene Städtchen 
von l- ist Worbis, Fr. Polacks Wohnort.) 
") S. außer S. 6 des Atlasses die Nebenkarte S- 9 unten.
	        
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