N Der Aufbau des europäischen Bodens. § 7.
Als sich dann später (im Tertiär) in Süd-Europa die genannten großen Faltungen
(Alpen usw.) vollzogen, wurde Mittel- und West-Curopa in der Weise in Mitleiden-
sschasst gezogen, daß hier die Erdrinde von zahlreichen Sprüngen (Bruchlinien) durch-
sett wurde, an denen die Schollen ins Abgleiten gerieten!). Daher die Bezeichnung
„west- und mitteleuropäisches Schollenland“. Von der Zertrümmerung wurde ganz
besonders der deutsche Boden heimgesucht, der dadurch seine mosaikartige Oberfläche
bekam. Mit der Zertrümmerung in Schollen waren großartige vulkanische Ausbrüche
verbunden. Im allgemeinen drangen die vulkanischen Massen wohl in den Bruchspalten
in die Höhe, „an manchen Stellen scheinen sie das Gestein aber ohne vorhergegangene
Spaltenbildung durchschlagen zu haben“ (Hettner). | Die wichtigsten vulkanischen Berge
Mittel- und West-Europas befinden sich in der Französischen Zentralplatte (Auvergne),
in Mitteldeutschland (Eifel, Vogelsberg, Rhön, Südfuß des Erzgebirges),1 an der West-
seite Schottlands (Hebriden) und in der Nordost-Ecke Irlands?).
c) Die skandinavisch-russische Tafel zeigt im Gegensat zu dem gefalteten oder
zerstückellen Süd- und West-Europa fast überall eine ungestörte, wagerechte Lagerung
der Schichten. Abgesehen von der allerältesten Ablagerungszeit (Cambrium) scheinen
hier nur ganz vereinzelt Störungen vorgekommen zu sein. (So ist z. B. das wichtige
russische Kohlenlager am Donez ein altes Rumpfgebirge.) Bei der Geringfügigkeit
der Störungen des innern Baues fehlen sowohl jüngere vulkanische Bildungen mit
Erdbeben wie _ Cdelmetalle,! die erst am Ostabhange des Urals in großer Reichhaltigkeit
auftreten. | Die reichsten Kohlenlager sind die der obengenannten Südrussischen Platte.
§ 7. (2. Mitwirkung des Eises, des Windes, der Flüsse.) Nachdem diese Erd-
bewegungen (tektonischen Vorgänge) sich vollzogen und der Oberfläche Europas ihre
Grundformen gegeben hatten, erlitt sie im Norden (in der Diluvial-Periode) eine wei-
tere Veränderung durch die Eis- oder Glazialzeit. Penk unterscheidet im ganzen
vier Glazialzeiten, die durch Interglazialzeiten getrennt waren?). Infolge eines bis-
her nicht genügend aufgeklärten Temperatur-Rückgangs schoben sich die Gletscher Skandi-
naviens bis zu einer Linie vor, die durch die Themse, das deutsche Mittelgebirge und
die Städte Kiew und Nishnij-Nowgorod bezeichnet wird. Auf diesem weiten Raum
schufen die gewaltigen Gletschermasssen und die Gletscherwasser große Veränderungen.
Sie beraubten Skandinavien, Finnland und das nördliche Schottland der Verwitterungs-
erde und legten diese auf englischem, niederländischem, dänischem, norddeutschem und
nordrussischem Boden nieder. Die Grundmoränen (Geschiebelehm) und die mehr reihen-
. ) Die Frage, ob die Schollen nur abgleitende Bewegungen machten, die einen mehr,
die anderen weniger, ist noch eine offene. Hettner nimmt in seinem Werke über Europa an,
daß einzelne Schollen auch gehoben wurden. ;
?) „Da die vulkanische Tätigkeit meist schon in der mittleren Tertiärzeit erlosch, sind die
Aschen und Schlacken großenteils abgetragen und nur die inneren Kerne und teilweise die Lava-
ströme und decken als Trachyt-, Phonolit- und Bajaltkegel erhalten geblieben. Nur in der
Auvergne und in der Cifel, wo sich die vulkanische Tätigkeit bis in die jüngere Schwemmland-
zt . S ttt. zue het fsbet wit s "t Mug Formen, also auch Krater. t
die alten Gebirgsrümpfe beherbergen ta s UL '! Uf nu!:
(Harz, Erzgebirge); sin den Hohlräumen der Kalksteine haben sich häufig Blei- und Zinklager
!cbithet: am Juß oder in den inneren Senken der Gebirge der Steinkohlenzeit (Karbon) sind
ie großen Steinktohlenlager entstanden; die Steinsalzlager gehören meist der Nachkohlenzeit
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| ?) Über die Eiszeit siehe V. U. '