Deutschland, Osterreich und die Schweiz. 181
Sinn. Das heilige Vaterunser beten sie in der Kirche stets knieend, und
am Sonntage pflegt der Familienvater Hausgottesdienst zu halten, selbst in
den Kirchdörfern. Die Bibel, ein Predigtbuch, Arndts „wahres Christen-
tum" und namentlich das Gesangbuch gelten viel bei ihnen. Ebenso steht
der König bei dem Volke in hohen Ehren. Im Jahre 1848 wollten sich
ganze Dorsschasten aufmachen und gen Berlin ziehen, um die Rebellen zu
Paaren zu treiben. Die Masuren werden allenthalben als flinke, gewandte
Arbeiter anerkannt; aber zu schweren, anhaltenden Arbeiten eignen sie sich
weniger. Sie sind durchweg gutmütig, freundlich und gastfrei und haben
eine besondere Vorliebe für Geselligkeit. In den langen Winterabenden
versammeln sich die Dorfbewohner abwechselnd in einzelnen Wohnungen.
In dem Kamin brennt dann ein helles Feuer, welches von dem Zunächstsitzenden
durch Kieuspäue unterhalten wird. Die Männer stricken Netze — nament¬
lich in Fischerdörfern — oder schnitzen und bessern Wirtschaftsgeräte; die
Frauen spinnen. Alle sind so leicht wie möglich gekleidet; die Kinder sitzen
auf der Erde und lauschen den Scherzen und Erzählungen der Alten.
Märchen, Sagen und fabelhafte Geschichten von Jagden und Fischfang, den
Lieblingsbeschäftigungen der Masuren. spielen dabei eine Hauptrolle. Be-
sondere Vorliebe zeigt der Bauer für einen langen Rock von blauem, selbst-
gewobenem Tuche, der mit blanken Metallknöpfen besetzt ist. Die Alten
tragen Filzhüte, die Jungen gern eine Soldatenmütze. Alle aber sind große
Freunde des Gesanges und veshalb finden sich im Masurenlande viele
Volkslieder mit anmutigen Melodieen. Nach Fischer.
10. Die Dünen.
1. Ihre Entstehung und Beschaffenheit. 2. Ihr Schaden. 3. Ihr Nutzen.
1) Die beständige Bewegung der Wellen an der Meeresküste zerreibt
eine große Menge festes Gestein zu Sand und Staub und eine weitere
große Menge derartigen Stoffes wird durch die Flüsse aus dem Innern
der Länder nach dem Meere herabgebracht. Die Wellen uud die starken
Winde, welche am Meeresstrande ihr Spiel treiben, bemächtigen sich dieser
angesammelten Sandmassen und werfen dieselben hinter dem Strande zu
hohen Dämmen oder Wällen auf, die mau als Dünen bezeichnet. Die
Dünen bilden langgestreckte Höhenzüge, welche den Küsten entlang ziehen
und deren Abfall gewöhnlich gegen das Meer zu steiler ist, als nach dem
Binnenlande hin. Denn auf die Vorderseite prallt der Wind mit voller
Kraft, aber wenn er den Kamm überschritten, ist seine Kraft gebrochen und
er läßt hier langsam den Sand fallen, den er mitgeführt, so daß an der
Binnenseite die Abhänge der Dünen sich allmählich erhöhen. — 2) So
schreiten oft diese unfesten Sandhügel, wenn der vom Meere kommende
Wind vorwaltet, weit in das Land hinein und ganze Landschaften sind von
ihnen verwüstet worden. So ist es z. B. an der Ostseeküste gewesen, wo in
Ostpreußen ganze Kiefernwälder (z. B. im Schmolsiner Forst 8000 Morgen
Strandforst in 50 Jahren) so mit Sand überschüttet wurden, daß nur die
Wipfel noch hervorragen. Man macht wohl Versuche, den Dünensand zu
befestigen, indem man ihn mit genügsamen Pflanzen bevölkert, mit Dünen-
Hafer, Strandweiden oder Föhren; aber nicht in allen Fällen gelingt es,
ihn festzulegen. An vielen Stellen sind die Naturmächte stärker als diese
schwächlichen Versuche des Menschen, über die der Sand weg- und weiter-