Skandinavien und Dänemark. 203
Hier sitzen, von Tonnen umringt, eine gehörige Anzahl Menschen, meist
alte Frauen, die, mit dein Messer in der Hand, das Werk des Auskehlen^. .
verrichten. Die Karren werden bei ihren Plätzen umgestürzt, so daß sie
halb in Fischbergen begraben sind. Sie ergreifen den einen nach dein andern
und reißen mit einem kunstgerechten Zuge Gedärm und Eingeweide heraus. '
Dann werfen sie ihn in die bereitstehenden Tubben. Sobald die Tubben
gefüllt sind, werden sie von anderen Arbeitern an den Platz des Einsalzen s
gefahren, dort in die Fässer gepackt, mit Salzlake Übergossen, vom Böttcher
verschlossen, und nun, in den Magazinen aufgestapelt, sind sie zur Ausfuhr
fertig und bereit. Nach Vogt und Mügge.
4. Hammerfest.
1. Wie sich die Stadt darstellt. 2. Sommerlebm. 3. Winterleben.
1) In einer Bucht auf der Westseite der kleinen Insel KbaB lie^t Hammen
fest, die letzte Stadt des Nordens. Wenn man den felsigen Berg besteigt, der
sie beherrscht, so bietet sich den Blicken ein großartiger Anblick. Am Fuße
des Berges liegt die Stadt mit ihren hübschen Kausmannshäusern, ihren
roten Magazinen und ihren Fischerhütten, mit ihrem Hasen, der in einen
Kreis von Hügeln eingeschnitten und mit Barken und Handelsfahrzeugen
bedeckt ist. In Hammerfest leben etwa 2500 Menschen, norwegische Beamte, "
Handwerker, Fischer und besonders Kaufleute. Denn der Ort ist Haupt-
Handelsplatz der ganzen Finnmark. — 2) Im Sommer liegen im Hasen
russische und norwegische Schiffe neber der ärmlichen Barke des Finnen.
Die ersteren bringen Mehl, Hanf n. f. w., die letzteren besonders Fische, , t
Thran, Renntierhäute und Eiderdunen. Dann ist der Kaufmann inuner "
auf dem Platze und beschäftigt, die Mütze von Fischotter auf dem Kopfe,
die Feder hinter dem Ohr, von seinem Kontor zur Niederlage und von da
wieder zurücklaufend. Da fertigt er Fahrzeuge nach Spitzbergen und Fisch--
ladungen nach Portugal ab. Aber mitten im schönsten Sommer beginnt
der Frost und ein dunkler Nebel verhüllt das Blau des Himmels. Dann -
verschwinden die fremden Schiffe eins nach dem andern, die Warenhäuser
werden geschlossen, die Geschäfte hören auf, alles wird still. — 3) Während
der Zeit der langen Nacht geht die Sonne acht Wochen lang unter den
Gesichtskreis, und vier Wocheu lang, von Mitte Dezember bis Mitte
Januar, ist Finsternis, wo beständig Licht gebrannt werden muß. Indes ist
die^ Finsternis doch nicht so schwarz, daß nicht bei hellem Wetter zur,
Mittagszeit eine Art Dämmerung einträte, bei der man am Fenster auf
eine halbe Stunde lesen kann. Die Sterne stehen dabei glänzend hell am
Himmel; nicht selten überstrahlt der blutrote Schein eines Nordlichtes Land
und Meer. Die lange Nacht ist für Hammerfest die Zeit der Ruhe. Das
Wasser ist öde, die Fische haben Frieden, der schmutzige Seelappe und der
nordische Fischer liegen in Erdhütten am qualmigen Feuer und warten
dort im trägen Winterschlaf, bis der neue Tag erscheint. Die Kaufleute
aber bringen ihre Bücher in Ordnung, und dann sitzen sie wohl am
Spieltische Tag und Nacht, halten Bälle und Schmausereien, spielen sogar
Komödie und sehnen sich endlich uuruhig nach der Zeit, wo der erste Licht-
streif im Osten wieder hervorbricht.
Nach Marinier und Mügge.