Full text: Hilfsbuch für den Unterricht in der Erdkunde

222 Europa. 
steht darüber ein halbumgesunkenes altes Faß; höchst selten sieht man 
einen rohgemauerten Kamin. — 3) Im Innern einer solchen irischen Hütte 
herrscht meist ein Wirrwarr von Geräten und lebenden Wesen. Da liegen 
ein Spaten, eine Hacke, ein alter Besen, eine Leiter, ein Bettsack, ein zer¬ 
brochener Kochtopf u. a. mit Torfstücken gemischt durcheinander. Selbst die 
Feuerstelle ist nichts weiter als ein uuabgegreuzter Fleck, wo man Torf 
zu einer Pyramide aufschichtet und dann anzündet. Ein Haken in der 
Mauer hält den eisernen Kochtopf über dem Feuer. Rund um das¬ 
selbe stehen entweder mehrere kleine dreibeinige Schemel, oder es liegen 
eben so viele Häufchen Torf als Sitze umher. Nicht weit von dem Feuer 
steht eine Art Bettstelle, deren unterer Raum wohl als Aufbewahrungsort 
der Kartoffelvorrate dient. — 4) Ist die Hütte eine der besseren Art, so 
ist der vordere Raum durch eine Wand von deni anderen Ende getrennt; 
,st sie dagegen eine der gewöhnlichen, so kann das Auge ungehindert sehen, 
was der Jrländer an Tieren mit in die Hütte hereinzieht. Zwei ausreckte 
Staugen, von denen die eine etwas nach der Seite verschoben werden kann, 
halten dort die Kuh in einer Art Schraubstock fest, so daß sich ihr Kopf 
vor, ihr übriger Körper hinter den Stangen befindet. Ziege, Schwein, 
Schaf, Gans, Huud, Katze habeu zum Kochtopfe, zum Bette und allen an- 
deren Winkeln freien Zutritt. Sie sind die Gespielen der Kinder, die mit 
ihnen sehr vertraut umgehen; oft genug beschauen sich ein juuger Jrläuder 
uud ein juuges Schwein zugleich aus dem Fensterloche die Gegend. — 
5) Die Wohnungen der Jrländer liegen fast immer einzeln, selten stehen 
einige beisammen, Dörfer giebt es nicht. Nur in meilenweiter Entfernung 
sieht man einmal ein besseres, wenigstens weißes Pachterhans oder die 
stattliche Wohnung eines reichen Landbesitzers. Diese besseren Häuser sind 
dann auch wohl mit Pflanzungen und Wäldchen umgeben. 
Nach Verschiedenen. 
V. Frankreich. 
1. Die Champagne. 
I. Lage der Landschaft. 2. Ihre berühmten Weindistrikte. 3. Die Champagne pouilleuse. 
1) Die Landschaft Champagne, die Heimat der berühmten Champagner- 
weine, ist das Land quer über die obere Seine, von der Uonne im Süden 
bis zum Ardeuuenkanal im Norden. Sie hat etwa die Größe der Provinz 
Sachsen, ist aber nur halb so dicht bevölkert. Der Boden besteht aus 
weiten Flächen, die nur stellenweis mit Hügeln und niedrigen Bergen ab- 
rodeln. — 2) Zwei Gegenden sind es besonders, die den Champagnerwein 
liefern. Der eine Distrikt heißt das Sillery nnd besteht aus den An- 
höhen, welche in langgestrecktem Zuge die Flächen von Reims gegen Süden 
begrenzen; der andere führt den Namen das Ay (Ai) und liegt auf bei- 
den Ufern der Marne. Hier wird der Hektar Weinland mit 18 000 bis 
24 000 Mark bezahlt. Daher ist aber auch hier jeder gegen die Sonne 
gekehrte Hang in Weinberge umgewandelt. Die Herstellung der Weine ge- 
fchieht, indem man die Flaschen vom April bis August des ersten Jahres 
nach deni Keltern ununterbrochen einer Temperatur von 25" bis 30° C. 
Wärme aussetzt, wodurch sich ein starker Gehalt an Kohlensäure entwickelt; 
hierauf erhält der Wein noch einen angemessenen Zusatz von Spiritus und 
Kandiszucker; darauf wird er auf Flaschen gefüllt und ist zur Versendung
	        
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